Düsseldorf. Großer Bahnhof für Hans van Manen (89) in der Rheinoper: Der umjubelte Martin Schläpfer hält die Laudatio für das neue Ehrenmitglied des Hauses.
Zur „Goldenen Hochzeit“ von Hans van Manens mit der Deutschen Oper am Rhein gab es einen großen Bahnhof, eine Ballett-Gala und stehende Dankes-Ovationen für den niederländischen Choreographen im beinah vollbesetzten Opernhaus in Düsseldorf. Und die Ehrenmitgliedschaft. Als Intendant Christoph Meyer das Dokument dem 89-Jährigen überreichte, blitzten Selbstironie, Gelassenheit und Heiterkeit hinter seiner Brille mit dickem schwarzem Rand. „Ich hab‘ nix anderes gelernt als Ballett“, schmunzelt er. „150 Stücke reichen. Aber ich kümmere mich immer noch um meine Ballette. Ich geh erst in Pension, wenn ich sterbe.“
Selbst das kommt bei van Manen nüchtern, ungekünstelt, ohne Pathos oder Sentimentalität – wie in seinen Balletten, die er im Laufe eines halben Jahrhunderts kreierte, meist für das National Ballett in Amsterdam. Lakonisch sein Zusatz: „In zehn Jahren sehen wir uns wieder“, so der Altmeister brillanter Kleinformate. Und: „Goldene Hochzeit feiere ich nicht nur mit der Rheinoper. Ich bin auch mit meinem Partner 50 Jahre verheiratet.“
Erich Walter, Heinz Spoerli und Martin Schläpfer ebneten den Weg
Der Starchoreograph, der überall mit höchsten Orden von Königen oder Präsidenten geehrt wurde, fühlt sich in der Rheinoper mit seinen Tänzern und seinem Ballett-Publikum zu Hause. So entwickelt die Gala eine ungezwungen familiäre Atmosphäre.
Ballettdirektoren kommen und gehen, Van Manen-Stücke, meist kurze Miniaturen, bleiben im Repertoire, in Düsseldorf und Duisburg. Mittlerweile sind es 22. Unter Erich Walter, der als erster van Manen 1971 aus Holland heraus an den Rhein engagierte und damit seinen Weg in die internationale Tanz-Szene ebnete. Wie später unter Heinz Spoerli, der an der Ehrung ebenfalls teilnahm. Oder Martin Schläpfer, der mit van Manen befreundet ist, als neoklassischer Ballett-Kreateur in dessen Fußstapfen trat und für seine sehr persönliche Laudatio nach einer Staatsballett-Probe aus Wien anreiste. Und dafür stürmisch gefeiert wurde. Ebenso sollen unter Demis Volpi Werke van Manens Oeuvre zu sehen sein.
Die Vulkane „unter der schönen, brillanten Oberfläche“
Dass seine Werke bis heute weltweit noch gefragt sind, zeigen die Zeitlosigkeit seiner Machart, die, wie Schläpfer betont, von seinen Tänzern perfekte, klassische Ballett-Technik erfordert und den Mut, sich in choreographische Experimente hineinzuwerfen. Schläpfers scharfsinnige Analyse der van Manen-Kunst, die Beziehungen zwischen Männer und Frauen gleichberechtigt darstellt, gipfelt darin: „Unter der schönen, brillanten Oberfläche, an der man sich nicht satt sehen kann, brodelt ein Vulkan. Jeden Augenblick kann es knallen und heiße Lava strömen.“
Sinnlich zu spüren ist van Manens doppelter Boden auch in dem Duo „Two pieces for Het“ – brillant getanzt von Maia Makhateli und Remi Wortmeyer vom niederländischen Nationalballett. Humor, Verspieltheit und seine Liebe zu tänzerischer Höchstgeschwindigkeit beweist dann das „Solo“ für drei Männer nach einer Bach-Violinsonate. Perfekt auf den Punkt gebracht von Orazio Di Bella, James Nix und Kauan Soares vom Ballett am Rhein, zu dessen DNA van Manens Ballette längst gehören.