Essen. Das Attentat in einem US-Kino wird dem Film „The Dark Knight Rises“ unweigerlich anhaften und gibt ihm einen bitteren Beigeschmack. Dabei spielt auch Regisseur Christopher Nolan mit seinem Star Christian Bale gehörig mit dem Schrecken vor dem Terror.
Dieser Film hat eine bittere Geschichte geschrieben, bevor er fürs Publikum überhaupt zu sehen war. „The Dark Knight Rises“ wird man nie wieder betrachten können, ohne an das grauenhafte Attentat von Aurora zu denken. Es beging ein Killer, wie ihn ein Drehbuch nicht erschreckender hätte ersinnen können.
Mit diesem Stigma wird auch Regisseur Christopher Nolan leben müssen, der mit dem Abschluss seiner Batman-Trilogie selbst nicht zimperlich war. Er beschwor Bilder, die an das größte Trauma der jüngeren amerikanischen Geschichte erinnern: die Attentate vom 11. September 2001. Aber was hat Batman dabei zu suchen?
Beginnen wir weiter vorn: Der neue Film zeigt den dunklen Ritter als gebrochenen Mann. Bruce Wayne (Christian Bale) lebt seit Jahren zurückgezogen auf seinem Anwesen, er geht am Stock, sieht aus wie ein alter Adeliger im Bademantel, gebeugt vom Verdacht, er hätte als Batman einst den Staatsanwalt Harvey Dent ermordet. Und wozu braucht die Welt noch Superhelden? Die Kriminalität in Gotham ist so gut wie besiegt.
Drohung mit der Atombombe
Das gilt freilich nur bis zu dem Moment, in dem Kraftklotz Bane (Tom Hardy) in seiner bizarren Gesichtsmaske mit einer Armee die Börse überfällt und Bruce Wayne damit in den Ruin treibt. Bane bringt die Stadt mit seinem Bombenterror in seine Gewalt und schließt die geballte Polizeimacht in den Tunneln unter der Stadt ein. Es kommt schlimmer: Er stiehlt den Kern von Bruce Waynes Fusionsreaktor, funktioniert ihn zur Atombombe um. Klar, dass der angeschlagene Recke bei dieser Gefahr den Krückstock beiseite wirft und die Fledermaske überstülpt.
Ton und Atmosphäre haben sich geändert
„The Dark Knight Rises” ist der schwächste der drei Nolan-Batmans, womit nicht gesagt sein soll, dass er als Action-Film nicht gut funktioniert. Aber Ton und Atmosphäre haben sich geändert. Während die beiden Vorgänger in einem düsteren, mystischen Gotham City spielten, wirkt die ganze Stadt diesmal hell, New York so ähnlich wie noch nie. Und das erfüllt seine Funktion. Denn der Regisseur erreicht die Zuschauer, wenn er in einer Luftaufnahme übers Stadtgebiet schwenkt, in dem gleich dutzendfach die Explosionen hochgehen. Hochhäuser werden, vielleicht aus Pietätsgründen, ausgespart. Doch weist Nolan überdeutlich darauf hin, was genau er meinte, wenn er zwei Kampfjets vor der Skyline vorbeifliegen lässt.
Der Terrorist braucht Zeugen
Hier zeigt Nolan auch eine der stärksten Szenen des Films, wenn in einem vollen, totenstillen Football-Stadion ein Junge die Nationalhymne singt. Und in dem Moment, in dem der Jubel losbrandet, lässt Bane das Spielfeld in die Luft fliegen. Das Publikum bleibt verschont, es soll ja als Zeuge dienen.
In dieser Szene zieht man unweigerlich Parallelen zum Attentäter von Denver, denn er hat sich ja die Premiere nicht ausgesucht, weil es sich um einen Batman-Film handelte, sondern weil es dort eine Menschenmenge gab, die zugleich Opfer und Zeuge sein konnte – ein ungutes Gefühl bleibt somit auch dem Betrachter.
Krude Form von Klassenkampf
Der Ton hat sich auch in Bezug auf die Figuren verändert. Meist hatten die Schurken eine psychische (Joker) oder gar mystische Motivation (Ra’s Al Ghul). Bei Bane soll die Brutalität mit einer kruden Form von Klassenkampf, von Aufstand gegen die Reichen, einem „Occupy brutal“, erklärt werden. Doch dies führt Nolan uns kaum vor Augen.
Weiterer Schwachpunkt: Wer das fantastische Mienenspiel von Heath Ledger als Joker gesehen hat, wird von Muskelmann Bane enttäuscht. Man müsste Anthony Hopkins als Hannibal Lecter sein, um hinter dem Maulkorb noch Ausdrucksstärke zu entwickeln.
So hinkt „The Dark Knight Rises“ seinen Vorgängern hinterher, derart entzaubert dient er als Vorspiel für einen Batman mit neuem Regisseur. Der nächste bitte.