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Fesche Friesen und rüstige Hühnerwirte balzen wieder im TV. Die RTL-Show „Bauer sucht Frau“ lockt zum Start knapp 7,8 Millionen Menschen und beschert dem Sender schon zum Auftakt traumhafte Quoten. Warum bloß?
Nun ist sie wieder da, Inka – die lustige Labertante, die immer aussieht, als sei gerade ihr Fön beim Haare trocknen explodiert. Und mitgebracht hat sie Volker – den „feschen Friesen“. Oder Marcel - den „herzlichen Hessen“. Um nur mal zwei aus dem Kabinett der menschlichen Kuriositäten zu nennen, die künftig montags bei RTL Ausschau nach einer Partnerin halten. „Bauer sucht Frau”. Wieder einmal. Und knapp 7,8 Millionen Menschen haben schon zum Auftakt zugesehen und dem Sender damit einen neuen Startrekord beschert. Warum bloß?
Vielleicht liegt es an denen, die suchen. An Gerhard – dem rüstigen Hühnerwirt, der aussieht wie ein entfernter Verwandter von Prince Charles, aber offenbar seit Jahrzehnten einen großen Bogen um jede Zahnarztpraxis gemacht hat. Oder an Martin, den schüchternen Schwaben, der 29 Jahre alt ist, aber angeblich noch nie Kontakt zu einer Frau gehabt hat. Jedenfalls ist es RTL dank sorgfältigen Castings wieder einmal gelungen, ein Panoptikum von Persönlichkeiten zu erschaffen, das für fast jeden im TV-Publikum etwas bereit hält. „Gibt es doch gar nicht”, denkt die eine Hälfte. „Ja, so einen kenn’ ich auch”, sagt die andere.
Bauern suchen eine Frau
Doch das alleine kann den Erfolg der Sendung, die sich gerne Doku-Soap nennt, nicht erklären. Skurrile Typen finden sich mit etwas Geduld schließlich auch unter Klempnern, Schreinern oder Friseuren. Berufsgruppen, von denen bisher keine eine eigene erfolgreiche Kuppelshow bekommen hat. Hinzu kommen muss offenbar der Bauernhof, auf dem das Leben zwar hart, aber irgendwie doch idyllisch ist. Wo die Welt zwar altmodisch ist, aber auch in Ordnung. Schon weil die Rollen klar verteilt sind. Der Mann sitzt auf dem Trecker, die Frau steht in der Küche. Oder zumindest nicht im Weg.
Hoffnung auf Glück
Das eigentlich Geniale an „Bauer sucht Frau“ aber ist, dass der Sender diese für viele Großstädter exotische Welt völlig ernst nimmt. Was sich schon daran zeigt, dass die alliterationssüchtige Bause völlig ironiefrei durch die Sendung führt. So kann wohl nur die ehemalige Schlagersängerin aus dem Osten Deutschlands die Bilder von drei schwer übergewichtigen Damen mit unvorteilhaften Frisuren betrachten und ohne den Anflug eines Lächelns behaupten: „Eine schöner als die andere.” Und entgegen anderslautenden Behauptungen führt RTL die gereifte Landjugend nur sehr selten vor. Muss der Sender auch nicht. Meist reicht es schon, einfach nur die Kamera mitlaufen zu lassen. Den Rest erledigen die oft naiven, manchmal tollpatschigen Protagonisten ganz alleine.
Zu guter Letzt aber – und das sollte man nicht unterschätzen – gibt „Bauer sucht Frau” Alleinstehenden Hoffnung. Hoffnung auf Glück und auf Liebe. Selbst wenn sie nicht in der ersten Reihe gestanden haben, als Geist und gutes Aussehen verteilt wurden. Weil die Sendung suggeriert, dass es auch für alte und verbeulte Töpfe oft noch einen Deckel gibt, der passt.