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. Am roten Teppich vor der Philharmonie zählten schöne Menschen mehr als schöne Musik – doch David Garrett kam nicht. Immerhin laufen zur Echo-Klassik-Verleihung Lang Lang und Jonas Kaufmann auf.

Draußen warten die Damen auf David. Im Fußvolk vor der Philharmonie zählen schöne Männer mehr als schöne Musik. Was ist auch schon zu hören am roten Teppich: schlagende Autotüren, klappernde Zähne und die schrillen Stimmen der Fotografen: „Rechts! Links! Hierher! Wunderbar!“ Musik ist anders.

Klassische zumal. Man kennt diese Künstler meist gar nicht, diese Quartette, Chöre und „Compagneyen“ – wer das wohl wieder war, schreien die Fotografen, und: „Wie schreib ich das?“ So knipsen auch die Zuschauer hinter den Absperr-Seilen die Anmut von Olga Scheps und Alice Sara Ott, den Übermut von Mihaela Ursuleasa, und ahnen gar nicht, dass sie Pianistinnen sind. Und die Frau bei Helmut Zerlett, war die neu?

Norbert Blüm verursacht Stau

Jonas Kaufmann auf dem Roten Teppich. (Foto: Bernd Lauter / WAZ FotoPool)
Jonas Kaufmann auf dem Roten Teppich. (Foto: Bernd Lauter / WAZ FotoPool) © WAZ FotoPool

„Stadtfeld, Martin Stadtfeld“, stellt sich ergeben ein Klavierkünstler vor, der diesmal als Laudator auftritt. Gleich hinter ihm fügt sich Kollege Lang Lang fürs Foto in die Arme einer älteren Frau, und der smarte Tenor Jonas Kaufmann nutzt den Teppich als Laufsteg, bis ein Lichtbildner aus der zweiten Reihe die Nerven verliert: „Was laufen Sie da rum?“ Joyce DiDonato, Mezzosopran, ist in Vivienne Westwood erschienen, himmelblau, und hätte man das nicht mehrfach erwähnt, wären die gezogenen Fädchen nicht einmal aufgefallen.

Um 16.07 Uhr entsteht ein Stau, und gemacht hat ihn Norbert Blüm. „Alle meine Freunde!“, hat er fröhlich gerufen und den Damen, die immer noch auf David warten, bereitwillig Autogramme gegeben. Dabei sagt man dem Ex-Politiker musikalisch eher eine Neigung zum Volkstümlichen nach. Jetzt steht er im Blitzlicht, „geradeaus, nach oben, was wollen Sie denn noch – auf dem Kopf“?

In der Schlange friert eine Damenriege strumpf- und schulterfrei. Peer Augustinski, einer der stolz angekündigten „prominenten Gäste“, macht, mühsam auf einen Stock gestützt, die Pressemeute nach, und Moderatorin Britta von Lojewski hält immer wieder gern ihr rotes Rosen-Täschchen hoch. Auch Georg Uecker, Schauspieler im Rüschenhemd, hat mit Musik nur gedroht: „So, jetzt singe ich. Dann habt ihr keinen schönen Tag mehr.“

„Die Proben haken“

Der allerdings vergeht den Damen am Rande zuletzt von allein: David Garrett kommt nicht. Jedenfalls nicht zu ihnen. Es heißt, er sei längst hinter der Bühne. Wie Sting auch. Und Kurt Masur. „Die Proben haken“, angeblich. Wäre auch zu schön gewesen. Aber die Musik spielt drinnen.