Essen.

„Ich habe beim ZDF nicht den Status der Klassik erreicht“, sagt ein gut gelaunter Thomas Gottschalk. Nein, mit der ihm eigenen Leichtfertigkeit gibt er zu: „Ich bin Klassikfan.“ Und führt auch gleich mit der ihm eigenen Selbstverständlichkeit einige Gründe an, warum er beim Zweiten die erste Wahl für die Moderation des „Echo der Stars“, ZDF, Sonntag, 22 Uhr, sein muss. „Ich kann die ersten drei Zeilen der ,Elise’ fehlerfrei auf dem Klavier spielen.“

Scherz beiseite: Er, Gottschalk, der Unterhalter, möchte am Sonntag in der Essener Philharmonie „eine Brücke für die öffentlich-rechtliche Aufgabe, einen größtmöglichen Deckel über eine größtmögliche Zuschauerzahl“ zu legen. Quote interessiert nicht. Er könne sich diese ihm eigene Extravaganz leisten. Oder doch nicht?

Auf zwei Millionen Zu-schauer hat sich die Sendung im letzten Jahr hochgeschraubt. Natürlich erwartet man am Lerchenberg, dass man mit dem Zugpferd Gottschalk noch ein Schüppchen drauflegen wird. 200 Mitarbeiter sind aus Mainz angereist, den Preis für die Show möchte Anca-Monica Pandalea, Musikchefin des ZDF, allerdings nicht verraten.

Alle Preisträger kennt er nicht

Ein Geheimnis macht Gottschalk hingegen aus seinem Outfit am Sonntagabend. Der große Blonde will im Frack kommen. Aber natürlich nicht in einem schlichten, simplen schwarzen. „Ich bin drei Stunden durch New York geirrt und habe Knöpfe gesucht“, verrät er. Pailletten habe er auch gefunden. Mehr sagt er nicht.

Lieber rühmt er noch ein wenig seine Klassik-Kenntnisse. Er war in Bayreuth, er sitzt im Vorstand der Oper in Los Angeles und freut sich besonders auf Stargeiger David Garrett, der in der Kategorie „Bestseller des Jahres“ ausgezeichnet wird.

Alle neun Preisträger kenne er nicht. „Aber aus der Nummer komme ich nicht mehr raus“, sagt er. Ihm sei bewusst, dass er sich eine solche Künstlerliste bezogen auf den Rocksektor und „Wetten, dass...“ wünschen würde. „Ihr seid gut besetzt“, lobt er in Richtung Preisstifter, der Deutschen Phono-Akademie in Kooperation mit dem Bundesverband Musikindustrie.

Angst vor einem ähnlichen Protest wie beim Deutschen Fernsehpreis haben die Veranstalter nicht. In Köln hatten Schauspieler, Drehbuchautoren und Regisseure unter anderem dagegen protestiert, dass die Sender als Auftraggeber ihre eigenen Produktionen auszeichnen. Beim „Echo-Klassik“ gab’s ähnliche Kritiken. „Es ist der bedeutendste Preis in Europa, die Phono-Akademie hat einen guten Mix zwischen Populärem und jungen Nachwuchskünstlern ausgezeichnet“, entgegnete Stefan Michalk vom Bundesverband Musikindustrie.

Darauf setzt auch Gottschalk. „Ich nehme billigend in Kauf, dass jemand erst beim vierten Titel erkennt, dass er Klassik hört“, sagt er. Wenn alles wunderbar läuft, wenn die 1200 Zuschauer im Saal und die Künstler auf der Bühne eine gute Show erleben, für den Fall warnt Thommy schon mal vor: „Dann mach’ ich halt länger.“