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Das hat die Philharmonie noch nicht erlebt. Für die Übertragung der Echo Klassik-Preisverleihung am Sonntag hat das ZDF das Haus im Handstreich übernommen und baut die gute Stube der Stadt gerade komplett um.
„Wenn das ZDF kommt“, hat der frühere Grugahallenchef Walter Knippschild mal gesagt, „dann bin ich nur noch Gast im eigenen Haus“. Diesen Belagerungszustand erleben derzeit die Mitarbeiter der Philharmonie. Welche Tür sie auch öffnen: Im Zweifel sind Handwerker der Produktionsabteilung dort zugange - oder der Raum ist gerade zu einem improvisierten Lager geworden.
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Das Foyer der Philharmonie, sonst ein großzügig angelegter Wandelgang, ist zugestellt mit Produktionscontainern, Hubwagen, Traversen, Jupiterlampen und Kisten mit Zubehör. Teilweise tragen sie noch die Aufschriften der letzten Produktion, zu der sie mit dem Fernsehsender unterwegs waren.
Improvisierte Tischlerwerkstatt aufgebaut
Am Bühneneingang haben die Techniker, weil ihnen drinnen der Platz ausging, eine improvisierte Tischlerwerkstatt aufgebaut, in der sie die Kulissen zurechtsägen. Am Haupteingang stehen die Übertragungswagen, die heute „Digitale Produktionsmodule“ heißen. Zwischen Lastern voller Zubehör und einem Dieselgenerator in Cotainergröße (Merke: Fernsehen braucht immer zwei unabhängige Stromkreise) verlegen Mitarbeiter gerade den roten Teppich. Genauer: den wasser- und rutschfesten Untergrund dafür. Der wird ebenso akkurat ausgelegt wie der Teppich selbst. Und wenn da etwas Falten wirft, wird halt alles noch mal aufgerollt. So viel Zeit muss sein.
Im Alfried-Krupp-Saal haben die Techniker inzwischen Kabel kreuz und quer über die Stuhlreihen verlegt. Ihre Kollegen schrauben die roten Sessel fest auf den Boden. Die Bühne überspannt schon eine große LED-Wand.
Mittendrin steht Johannes Bultmann und staunt. Für den Intendanten ist es schon die zweite Echo-Verleihung. Er hat den Aufwand schon im Festspielhaus Baden-Baden erlebt. Dennoch sieht er dem Treiben in „seinem“ Haus fasziniert zu: „Ein Wahnsinn, wie viele verschiedene Gewerke hier gleichzeitig arbeiten.“ In der Tat hat das Chaos Methode. Während die Kletter-Truppe die nächste Traverse für den Aufstieg in den Bühnen-Himmel vorzubereiten, steht ein Kameramann völlig unberührt inmitten des Trubels und leuchtet aus.
„Das große Gewusel muss dann stehen“
Am Freitagnachmittag sollen die ersten Orchesterproben stattfinden. „Das große Gewusel muss dann stehen“, sagt Bultmann. Am Samstag werden erst Statisten und dann Stars auf der Bühne bis in die Nacht proben. Am Sonntag Vormittag bittet Moderator Thomas Gottschalk zur Generalprobe. Um 17 Uhr wird es Ernst. Noch während der Show werden die Preisträger in ein Presse-Center weiter gereicht. Um 20.30 Uhr beginnt im RWE-Pavillon die Nachparty mit 500 VIPs.
„Gegen diese Nummer war die Aids-Gala relativ harmlos“, sagt Bultmann und freut sich auf die bundesweite Aufmerksamkeit für sein Haus. „Nach der Kulturhauptstadt-Eröffnung ist die Echo-Gala erst die zweite Veranstaltung der Kulturhauptstadt, die bundesweit zu sehen war.“
Wenn das ZDF um 22 Uhr die Gala ausstrahlt, wird in der Philharmonie der Abbau schon begonnen haben: Donnerstag kommt der Deutsche Fußballbund.