Köln. .
Die Ausstellung „Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze“ präsentiert ab Freitag in Köln 1000 Exponate - und nur eins davon ist echt. Ägyptische Kunsthandwerker haben die schimmernden Repliken angefertigt. Die Schau läuft bis März.
So hat das also ausgesehen bei Tutanchamun im Grab. Mit Verlaub: Ein wenig wie bei Hempels unterm Sofa. Überall Kisten und Kästen, Lampen und Leuchten. Mal klein, mal groß, manchmal aus Ebenholz gerne auch aus Gold. Und gleich drei Betten mit Tierköpfen. Und Räder. Natürlich auch alles aus Gold. War ja nicht arm, der Mann. Ist aber schon früh verstorben. Möglicherweise nach einem Unfall mit dem Streitwagen. Deshalb nennen sie ihn auch schon mal den „James Dean der Pharaonen”. Was so ein wenig vom Geist der Ausstellung „Tutanchamun - Sein Grab und die Schätze” zeigt, die am Freitag in Köln beginnt.
Denn die ist anders, als die meist trockenen klassischen Ausstellungen der Vergangenheit. Auch weil nur der Papyrus im Foyer des 3500 Quadratmeter großen Ausstellungsgeländes echt ist. Die 1000 Exponate dagegen sind Repliken. Gute Repliken allerdings, hergestellt von Kunsthandwerkern in Ägypten. So gute Repliken, dass der ägyptischen Zoll vorsichtshalber mal im Kairoer Museum angerufen hat, als die Sachen nach Deutschland ausgeflogen werden sollten. „Um zu fragen, ob noch alles da ist”, sagt Wulf Kohl, der die Idee zur Ausstellung hatte.
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Anfangs haben sich viele Experten trotzdem wegen der Kopien die Haare gerauft. Nicht so Martin von Falck, der zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Wettengel die wissenschaftliche Leitung der Ausstellung übernahm und seitdem dafür sorgt, dass aus der Schau keine Show wird. Deshalb hat er auch ein waches Auge auf die Qualität Repliken gehabt. „Wenn etwas nicht korrekt war, haben wir das zurückgeschickt nach Ägypten.“ Dort wurde dann nachgebessert. „Unter viel Geschrei“, aber offenbar auch mit Erfolg. „Natürlich würde ich keine Detailforschung an den Repliken betreiben”, sagt von Falck. Aber normale Menschen könnten kaum einen Unterschied zwischen Original und Kopie erkennen. Außerdem seien die Repliken mittlerweile die einzige Chance, eine Ausstellung dieser Größe zusammenzukriegen. „Die wirklich guten Stücke bekommt man aus Ägypten ja kaum noch heraus.”
Exakte Rekonstruktion
Auch Rainer Verbizh, der als Ausstellungsarchitekt engagiert wurde, hat seine anfängliche Skepsis längst abgelegt und die Vorteile der Repliken erkannt. „Mit ihnen kann man einen Kontext schaffen, ein Gesamtbild. Der Besucher schlendert nicht in beschaulicher Stille an Glasvitrinen vorbei, sondern taucht tief ein in die Welt des alten Ägyptens.
Dafür bekommt er gleich am Eingang einen Hörführer, der hier selbstverständlich „Audioguide” heißt. Das kleine Kästchen mit Kopfhörer schaltet sich an vielen Stationen automatisch ein. Zum ersten Mal gleich am Eingang der Ausstellung. Mehrere kurze Filme gibt es da als Einstimmung zu sehen. Über die Pharaonen im Allgemeinen und Grabentdecker Howard Carter im Besonderen.
Im Zeitraffer schildert der Film das Leben des britischen Archäologen bis zu dem Augenblick, als er an jenem heißen Novembersonntag des Jahres 1922 zusammen mit seinem Geldgeber Lord Carnavorn die Stufen zu einer versiegelten Grabtür hinabgeht. Vorsichtig schlägt Carter ein Loch in den Stein und schiebt eine Kerze hindurch. „Können Sie etwas sehen”, fragt ihn der Lord. Und Carter antwortet: „Wunderbare Dinge.”
Die Ausstellung tour t drei Mal in identischer Ausstattung durch Europa
Mit diesen „wunderbaren Dingen” steigt dann die eigentliche Ausstellung ein. Ob Vor-, Grab-, oder Schatzkammer, alles haben die Veranstalter mit Hilfe von rund 2800 Fotos so aufgebaut, wie Carter es vor 88 Jahren entdeckt hat. Dezente Lichteffekte und die Stimmen aus dem Audioguide erläutern, was sich nicht auf Anhieb von allein erschließt.
Dann geht es weiter, geht hautnah vorbei an den den Särgen und Schreinen Tutanchamuns, bis man schließlich vor der berühmten Goldmaske des Pharao steht. Kaum etwas liegt in Vitrine, alles wird erläutert. Unterhaltsam und verständlich, aber angeblich stets wissenschaftlich korrekt. Und so dauert es mindestens 90 Minuten bis der Besucher zurückkehrt in die Welt des 21. Jahrhunderts.
Mittlerweile tourt die Ausstellung drei Mal in identischer Ausstattung durch Europa, und 1,6 Millionen Menschen waren bereits in Tuts Grab zu Gast. 250 000 sollen in Köln noch dazu kommen. Ein Erfolg, der sich nicht so einfach wiederholen lässt, wie Veranstalter Dieter Semmelmann ahnt. „Wir überlegen schon lange. Aber das Thema Tutanchamun kann man schwer toppen.”