Essen.

Die Show „All you need is Love“ erzählt noch bis Ende August auf Zollverein Beatles-Geschichte in Musical-Form, wenn auch ohne rotierende Kulissen und Laser. Eine Zeitzeugin weiß: „Bei den Beatles gab es nie viel mehr.“

Die Beatles kenne ich nur von der Platte. Wie soll ich beurteilen, ob sie in einem Musical gut getroffen sind? Eine Zeitzeugin hilft. Es gibt gute Gründe, sie mitzunehmen. Sie saß im Juni 1966 in der ersten Reihe, als die Jungs Essens Grugahalle Kopf stehen ließen.

„Es gab zwei Vorstellungen damals, die um 17 Uhr war praktisch für Kinder“, sagt sie. Sie war in der um acht. Klar.

EIn ziemlich gut gesungener Beatles-Abend

Es ist kaum losgegangen mit „Beatlemania“ in Halle 12 auf Zollverein, da zucken die Beine der Zeugin. Es scheint, als wäre ihr nach tanzen. Mir ist es ein bisschen peinlich. Zeugen sollen sprechen. Sie singt - kennt nach 44 Jahren noch alle Texte und sieht sofort dass das da oben Tony Sheridan sein muss. „Das ist Weltkulturerbe hier!“, sage ich. „Weiß ich doch“, sagt sie - meint aber offenbar die Beatles.

„All you need is love“ ein Musical (bis 29. August fast täglich auf Zollverein, Tel. 0800-1450000) zu nennen, ist ein bisschen vollmundig. Es ist keine dieser großen Bühnenshows, auf denen Kulissen rotieren und der Laser kreist.

Das macht den kleinen Zollverein-Raum umso authentischer. Oder um die Zeitzeugin sprechen zu lassen, obwohl sie jetzt gerade lieber bei „Do You Want to Know a Secret?“ mitsingen würde: „Bei den Beatles gab es nie viel mehr. Ringo saß auf dem Schlagzeug-Podest, die anderen haben einfach nur gesungen. Getanzt haben höchstens wir“. Kurz: Dieser kleine hübsche und (abzüglich ein paar Falsett-Hürden) ziemlich gut gesungene Beatles-Abend, dessen John Lennon jeden Look-Alike-Wettbewerb gewinnen dürfte, macht einfach Spaß.

Die Fab Four auf der Bühne sind übrigens keine Boys sondern gereifte Herren. „Kein Problem“, sagt meine Mutter, „wir werden ja alle nicht jünger.“ Am Ende hat sie noch ein bisschen getanzt.