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Manch ein Moment, der verändert alles, und nichts ist nachher, wie es vorher war. Ob’s wirklich stimmt, ist eine Frage, gleichwohl gilt der 17. August 1960 als der Tag, an dem die Beatles Deutschland enterten. Vor 50 Jahren, da soll alles begonnen haben.
Im „Indra“ in Hamburg, einer schmierigen Kaschemme, wo verkehrte, wer auf der Großen Freiheit damals so verkehrte. Seeleute auf Landgang, Knackis auf Freigang, Glücksritter, Spieler, schwere Jungs und leichte Mädchen. Halbseidene Gestalten, die das Schicksal auf die Reeperbahn spült. Und mittendrin in den Bars und Clubs und abgewrackten Hinterhofkneipen: Fünf junge Bengel, die Beatles.
John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und der erst kurz zuvor angeheuerte Schlagzeuger Pete Best tun, was alle Bands tun, um irgendwann einmal groß oder ganz groß raus zu kommen. Sie schlafen wenig, ziehen um die Häuser, saufen, zocken, huren rum. Meist aber, da spielen sie sich die Seele aus dem Leib. Erst im „Indra“, in den folgenden gut zwei Jahren dann im „Kaiserkeller“, im „Top Ten“ oder im „Star Club“.
Ein Zufall veränderte sein Leben
„Eine von mehreren damals eher unbekannten Bands“, hat Peter Kaschel auch knapp 50 Jahre danach noch leuchtende Augen. Der 66-Jährige, der seit Jahren in Recklinghausen lebt und in Marl am Doppelgymnasium nach wie vor Deutsch unterrichtet, ist damals ein an sich braver Jugendlicher, der im behüteten Wilhelmshaven groß wird, bis der Zufall sein Leben für immer verändert.
Vater und Mutter Kaschel haben Bekannte in Hamburg, und auch die haben einen Sohn. Bei einem Besuch in den frühen Sechzigern nutzt der fast 17-Jährige die Chance und stiehlt sich nach St. Pauli, während die Eltern im Theater sitzen. Vom damals eher verschlafenen Jadebusen direkt hinein ins pralle Leben, in die splitterfasernackten Arme von Lust und Laster. „Ich hatte mir extra eine abgewetzte Lederjacke angezogen.“ Lässig, na klar, will er wirken und irgendwie kaschieren, dass er noch minderjährig ist. Im Grunde aber hat Peter Kaschel weiche Knie, was nicht nur mit der unerhörten Musik zu tun hat, sondern mit der Tatsache, dass die „Schmiere“ ihn erwischen könnte. „Nach Zehn, da waren die Kontrollen besonders streng.“
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Egal. Kaschel traut sich was, erträgt die Predigten der Eltern („Sündenpfuhl“) und ist bei acht, zehn Live-Gigs der Beatles dabei. Als er mal direkt an der Bühne im „Kaiserkeller“ lehnt und ‘nem Kollegen ‘ne Frage stellt, antwortet ein anderer. „We are the Beatles“, grölt John Lennon sturzbesoffen und hebt den rechten Arm, was im Nachnachnachkriegsdeutschland nicht alle wirklich lustig finden.
Die Magie einer Band
„Anfangs war das nur eine von vielen Bands.“ Schnell aber merkt auch Kaschel, dass es fast magisch ist, was die Beatles versprühen.
Traurig ist er, als 1970 die Trennung der Band bekannt wird, gar entsetzt, als ihm eine Schülerin bei einer Skifreizeit des damaligen Geschwister-Scholl-Gymnasiums Marl am 8. Dezember in den Dolomiten von der Ermordung John Lennons erzählt.
Menschen wie Kaschel, glühende Verehrer der besten Band der Welt, die gibt es viele. Menschen wie Erich Holzinger (53) aus Recklinghausen, den die Beatles nicht mehr loslassen, seit seine ältere Schwester „Love Me Do“ auflegte. Menschen auch wie der unermüdliche Autogrammsammler Thomas Nagel (48) aus Datteln, der 1998 in Essen Ringo Starr „auflauert“ und die Unterschrift bekommt.
Ob sie immer Beatles hören könnten? Vielleicht nicht immer, aber zumindest doch acht Tage die Woche . . .
„Eight Days A Week“.