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Die Kulturhauptstadt stellt ihr Programm für das zweite Halbjahr vor, aber sie spricht vor allem von der Loveparade. Die „nationale Tragödie“ habe einen „Schatten“ auf Ruhr2010 geworfen. Viele Veranstalter planen Gedenkminuten zu Ehren der Opfer.
„Bis zum 23. Juli waren wir außerordentlich zufrieden mit der Kulturhauptstadt“, sagt Fritz Pleitgen. Er will das Programm für die nächsten vier Monate vorstellen, aber ohne Zögern kommt er zu dem Thema, das ihn und alle umtreibt: „Auf der Kulturhauptstadt liegt ein Schatten“, sagt er, „er liegt auf dem Ruhrgebiet und auf Deutschland. Die Loveparade in Duisburg ist eine nationale Tragödie, wir werden daran nicht vorbeigehen.“
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Damit ist das Wichtigste ausgesprochen. Pleitgen, der noch in der Nacht des Unglücks den Mut hatte, moralische Mitverantwortung zu übernehmen, sagt sehr deutlich: Die Loveparade wurde nicht von der Kulturhauptstadt veranstaltet und nicht von ihr finanziert, aber sie hat ihr Label dafür hergegeben, und sie hat sie gewünscht.
„Es war ein Angebot an junge Menschen, wir wollten immer alle mitnehmen, und die Loveparade haben wir als gute Ergänzung betrachtet. Sie war nicht typisch für die Kulturhauptstadt und sie war kein Prestige-Objekt für uns, aber wir haben das mitgenommen.“ Pleitgen zögert kurz, dann sagt er: „Wir haben immer gesagt es wäre asozial, wenn wir ein Programm nur für ein Abo-Publikum bieten würden. Wir haben nicht nur Oper, wir haben nicht nur Henze, sondern auch ein Projekt mit Wiegenliedern, wir haben anspruchsvolle Veranstaltungen und große Gemeinschaftserlebnisse - das Eröffnungsfest auf Zollverein, das Stillleben auf der A 40, dazu dezentral Schachtzeichen und Day of Song. Aber das macht nur ein Prozent unserer Projekte aus.“
Gedenken statt Fest
Geändert hat sich nach dem Unglück vor allem die Stimmung in der Kulturhauptstadt, im Programm wurde nichts gestrichen. Über eine Ausstellung mit Video- und Foto-Dokumenten von der Loveparade wird nachgedacht. Aus einem Fest in Marxloh wurde eine Gedenkveranstaltung, das Migrations-Festival Melez im Herbst soll seinen fröhlichen Charakter behalten, aber die Eröffnung wird kein Fest. Und viele Veranstalter planen Gedenkminuten.
Oliver Scheytt, wie PleitgenGeschäftsführer der Ruhr 2010, formuliert die Ziele für die kommenden Monate nachdrücklich: „Wir wollen noch stärker als bisher der Frage nachgehen: Was macht die Menschen hier aus? Wohin geht dieser Ballungsraum? Aber auch: Was haben wir erreicht, und wie geht es weiter?“ Und Pleitgen gibt dazu gleich Antworten: „Wir haben die Bevölkerung gewonnen - das war nicht abzusehen, dass die Menschen so viel Freude an der Kulturhauptstadt haben würden. Wir haben die Städte zusammengebracht, und wir haben ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass das Ruhrgebiet Kulturgebiet ist.“
Über die Nachhaltigkeit - darüber, was bleibt von 2010, werden derzeit Gespräche geführt, mit den Oberbürgermeistern, mit dem Land, mit dem Regionalverband. „Alle spüren die Verantwortung, etwas zu machen aus der Kulturhauptstadt,“ sagt Scheytt.
Das könnte hoffnungsvoll klingen, aber für Hoffnung ist jetzt noch wenig Raum. Sehr ruhig sagt Fritz Pleitgen: „Dies ist ein schwerer Schlag, aber er entbindet uns nicht von der Verpflichtung, die Kulturhauptstadt weiter zu führen. Wir sind sehr betroffen, aber wir werden damit umgehen. Und die Kulturhauptstadt wird am Ende ein Erfolg sein, ich bin davon überzeugt.“