Essen.

Herne hat eine Gebühr für Google Street View beschlossen. Müsste man dann nicht auch Postkartenhersteller und Landkartenproduzenten zur Kasse bitten? Mit Datenschutz hat eine Google-Gebühr jedenfalls rein gar nichts zu tun.

Die prägendsten Ferienerlebnisse meiner Kindheit spielen an Aussichtspunkten. Aussichtspunkte sind immer da, wo ein Aussichtspunktfernglas steht. Um dadurch etwas sehen zu können, musste man früher 50 Pfennig einwerfen, heute ist es vermutlich ein Euro. Alles, was man durch das Aussichtspunktfernglas sehen kann, ist grundsätzlich interessant. Weil man für die Aussicht Geld bezahlt hat. Was nichts kostet, ist auch nichts. Klar. Ungefähr nach demselben Motto scheinen immer mehr Kommunen beim Umgang mit Street View zu handeln. Seit Google auch in kleineren Städten unterwegs ist, um Straßen zu fotografieren, wollen ein paar von ihnen Geld von Google kassieren – quasi als Fotografiergebühr. Ratingen hätte gerne 20 Euro pro Kilometer, Witten würde sich da gerne anschließen, Fotos aller Mülheimer Straßen wären möglicherweise für 10 000 Euro zu haben. In Herne hat man die 20 Euro pro fotografiertem Kilometer schon beschlossen. Bei allem Verständnis für die Kreativität nordrhein-westfälischer Kämmerer – das geht dann doch ein bisschen zu weit. Man sollte die Kirche im Dorf lassen, denn die ist ja nach dem Fotografieren durch Google nicht weg. Klar, Google verdient mit Gegend Geld. Das ist aber mit Postkartenfabrikanten, Souvenirherstellern und Landkartenproduzenten nicht anders. Mit der, teils berechtigten, Datenschutzdiskussion haben die Gebühren rein gar nichts zu tun. Wäre doch schade, wenn es „klack“ machen würde und eine Stadt wäre unsichtbar.