Castrop-Rauxel. .

Eine echte Leistung: Das Westfälische Landestheater (WLT) bringt eine Bühnenfassung von Fatih Akins preisgekröntem Film „Auf der anderen Seite” als Uraufführung auf die Bühne, ohne dass sich die Handlungsstränge verheddern. Im Gegenteil: Sie sind luzide verknüpft.

Als der Witwer Ali die Prostituierte Yeter überredet, bei ihm einzuziehen, ist sein Sohn Nejat irritiert. Er taut erst auf, als er erfährt, dass sie ihrer Tochter Ayten regelmäßig Geld für ihr Studium schickt. Nach Yeters plötzlichem Tod reist Nejat in die Türkei, um Ayten zu suchen. Die politische Aktivistin Ayten ist jedoch vor der türkischen Polizei nach Deutschland geflüchtet und bei einer jungen Frau untergetaucht, bei Lotte. Als sie von der Polizei aufgegriffen und in die Türkei zurückgeschickt wird, macht sich Lotte auf die Suche nach der Freundin – mit tragischem Ausgang. „Auf der anderen Seite“, Fatih Akins preisgekrönten Film, hat das Westfälische Landestheater (WLT) als Uraufführung auf die Bühne gebracht.

Vor einer einfachen Kulisse erzählen, spielen die Darsteller das in Istanbul, Hamburg und Bremen spielende Drama. Der strahlend blaue Himmel im Hintergrund wird von den Geschehnissen auf der Bühne, die oft zwischen Verzweiflung, Angst und Trauer schwanken, Lügen gestraft.

In die Handlung gezogen

Im Vordergrund ein Stahlgestell – mal Alis Haus, mal Lottes und das ihrer Mutter Susanne. Rechts und links Stühle, die die Schauspieler bei Bedarf auf der Bühne verrücken, und in der Mitte: eine Mauer. Und auf der anderen Seite: ein Garderobenständer. Auf der anderen Seite ziehen sich die Schauspieler um, oder sie setzen sich hinter die Mauer, so dass nur die Köpfe zu sehen sind.

Überhaupt fiel die Inszenierung von Christian Scholze sehr aus dem Rahmen, auch wegen der türkischen Melodien, die immer wieder zu hören waren. Das Bühnenbild lotste die Zuschauer nach Istanbul, Bremen und Hamburg, die Darsteller zogen das Publikum in die Handlung. Großer Applaus für eine ebenso gelungene wie gewagte Inszenierung.