Oberhausen. .
22 Jahre waren sie die Missfits, jetzt arbeiten Gerburg Jahnke und Stephanie Überall zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder zusammen: „Sehnsucht“ heißt der musikalische Abend, der unter Jahnkes Regie im Oberhausener Ebertbad entsteht .
Eigentlich ist es immer Liebe, meint Gerburg Jahnke. Oder Fernweh. Auf jeden Fall ein grundsätzlich schönes Gefühl, das allerdings leicht schmerzen kann: Um „Sehnsucht“ geht es Frau Jahnke, so heißt ihr neues Projekt. Zwischen Kabarett- und Liederabend soll die dritte Eigenproduktion des Oberhausener Kleinkunst-Tempels Ebertbad changieren, und es wird das erste Mal seit der „Letzten Runde“ der Missfits vor fünf Jahren sein, dass Stephanie Überall und Gerburg Jahnke wieder zusammenarbeiten - mit einer auf der Bühne und einer als Regisseurin davor. Premiere wird am 3. September gefeiert.
Vier Frauen zwischen 17 und 57, von denen eine ein Mann ist, werden sich sehnen und gemeinsam suchen. Stephanie Überall wird die Frau Zänker geben: 57 ist sie, von dem Mann auf ihrer eierschalenfarbenen Couch gelangweilt und mehr für Floristik als für die Liebe entflammt. Am anderen Ende des Altersspektrums die 17-jährige Chayenne: Schauspieler Nito Torres, der vielen als schwuler Stripper Guido in „Ganz oder gar nicht“ Spaß gemacht hat, wird die medizinisch-technische Assistentin in Ausbildung geben. Dazwischen: Italo-Oberhausenerin Carmela de Feo, die als „La Signora“ auf den Kleinkunstbühnen der Republik unterwegs ist und in „Sehnsucht“ die 35-jährige Anna Maria spielt, frisch getrennt und dazu schwanger, und Sängerin Constanze Jung als 45-jährige Geschäftsfrau - schön, (erfolg-)reich und voller Sehnsucht.
Welche Sehnsucht verbirgt sich hinter Süchten?
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Nach „Ladies Night - Ganz oder gar nicht“ und „Kalte Colts und heiße Herzen“ wird die dritte Eigenproduktion des Ebertbades wohl weit weniger handfest als die erfolgreichen Vorgänger. Hat bestimmt damit zu tun, dass das Gefühl der Sehnsucht so wenig greifbar ist. Mit dem Thema befasse sie sich seit dem vergangenen Jahr, sagt Jahnke: Weil’s ihr schwerer fiel als je zuvor, mit dem Rauchen aufzuhören, suchte die Regisseurin Rat bei einem Sucht-Experten: „Der hat mir erzählt, dass Sucht sehr viel mit Sehnsucht zu tun hat. Und ich hab danach angefangen, anders auf Menschen zu gucken.“ Besonders die, bei denen die Süchte offensichtlich seien, sagt Jahnke - sehr dicke oder sehr dünne Menschen, die, die sehr viel trinken oder rauchen. „Ich habe nicht mehr nach Schuld oder Unschuld gefragt, sondern danach, welche unwahrscheinlichen Sehnsüchte sich dahinter verbergen.“
Was sich hinter dem Sehnsuchts-Abend verbirgt, steht jedenfalls noch nicht ganz fest - die Künstlerinnen arbeiten gemeinsam dran. Nur so viel: Der erste Teil wird in einer Frauenarzt-Praxis spielen, im zweiten gehen die Damen gemeinsam auf eine Reise. „Wir umkreisen das Gefühl“, sagt Jahnke, vor allem auch in Liedern; Many Miketta, Bassist der Missfits-Band und musikalischer Leiter der Ruhrrevue, bringt Sehnen und Suchen musikalisch in Form.
Der Sinn der Sehnsucht sei ja, dass sie unerfüllt bleibe, glaubt Jahnke. Und freut sich trotzdem darüber, dass sich eine ihrer Sehnsüchte gestillt wird - Stephanie Überall wieder auf der Bühne zu sehen. Zum ersten Mal in den mehr als 20 Jahren der Zusammenarbeit der beiden wird Jahnke Regie führen. Überall: „Wir werden sehen, welche Sehnsüchte da entstehen...“