Bochum. Starlight Express, Jahr 36. Warum der Dortmunder Hauptdarsteller des Rusty länger bleibt als geplant und was sich für ihn ändert.
Eigentlich waren ja nur zwölf Monate geplant. Jahresvertrag halt. Wie so oft in der Musical-Branche. Doch jetzt hat Max Luca Maus seine Fahrkarte beim Starlight-Express verlängert. Also verwandelt sich der Dortmunder weiterhin achtmal die Woche in Rusty, die alte Dampflok – und der Hauptdarsteller der Show, die seit sage und schreibe 36 Jahren in Bochum läuft. Einen neuen „Waggon“ auf der Bühne hat er auch. Denn ein Teil der Besetzung wechselt.
Früher Abend in Bochum. Der Tag war lang. Wie fast jeder Tag in den vergangenen drei Monaten. „Morgens Training mit den Neuen, abends Vorstellung“, sagt Max Luca Maus. Eine der Neuen hat er mitgebracht in die Katakomben der Bochumer Starlight-Halle. Sophie-Rose Middleton heißt sie und wird künftig zum 1. Klasse-Waggon mit dem Namen „Pearl“.
„Früher konnte ich gar nicht skaten!“, sagt die Engländerin Sophie-Rose Middleton
2017 hat sich die Engländerin erstmals für die Rollschuh-Show beworben, ist aber, genau wie ein Jahr später noch einmal, gescheitert. Aufgegeben hat die 26-Jährige aber nie, auch wenn sie zwischenzeitlich als Musical-Darstellerin in der ganzen Welt auf der Bühne stand. „Cats“, „Dirty Dancing“, „Footloose“. „Starlight wollte ich immer unbedingt machen“, bekennt sie. „Dabei konnte ich gar nicht skaten!“, Rollschuhe waren ihr fremd.
Mittlerweile kann sie es. „Großartig“ sogar, wie Max bestätigt. So gut jedenfalls, dass sie jetzt Premiere gefeiert hat. „Das war wahrscheinlich die aufregendste Sache, die ich je erlebt habe“, sagt Sophie-Rose. Skaten, Tanzen, Singen: und das alles noch in einem bleischweren Kostüm und in einer für sie völlig fremden Sprache. „Wir haben in allen Bereichen ganz tolle Lehrer. Aber Deutsch ist so schwierig zu lernen. Das ist eine Herausforderung“, hat sie feststellen müssen.
Nicht die einzige Herausforderung: „Die Show ist echt anstrengend“, hat Max Luca Maus in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder zu spüren bekommen. Nicht umsonst gilt „Starlight“ als das härteste Musical der Welt für die, die auf der Bühne stehen. Aber die Mühe lohnt sich, findet der 27-Jährige: „Man bekommt sehr, sehr viel zurück vom Publikum“, schwärmt e von dem engen Kontakt zwischen Darstellern und Besuchern, wenn die Skater auf ihren Bahnen ganz nah an den Gästen vorbeifahren. Auch deshalb, glaubt er, habe das Musical „eine ganz besondere Fanbase“. „Manche kommen alle paar Tage in die Show!“
Beim „Starlight Express“ ist für die Darsteller keine Show wie die andere
Das ist aber längst nicht alles, was Max und die meisten anderen „Züge“ begeistert. Selbstverständlich bleibe die Geschichte in jeder Vorstellung gleich, „trotzdem ist für uns keine Show wie die andere“. Schon, weil auch nach so langer Zeit immer der Nervenkitzel bleibt. Und weil sich die Besetzung manchmal von heute auf morgen ändert, etwa weil sich einer der Darsteller bei den wilden Fahrten und Sprüngen verletzt hat und von einem „Swing“ ersetzt werden muss – also von jemandem, der mehrere Rollen spielen und deshalb einspringen kann.
Hohe Verletzungsgefahr, rasantes Tempo, körperliche Belastung – Starlight sei eine Show, die sich selbst in England, wo allein in London Dutzende Musicals laufen, einer „hohen Reputation“ erfreue. Ein Engagement hier in Bochum werde ähnlich bewertet wie eine Rolle in einem der Musical-Theater im Westend oder in einer großen Tour-Produktion. Max kann das gut nachvollziehen. Denn auch nach 36 Jahren bleibt der Sternenlicht-Zug das rasanteste Musical der Welt. Mit bis zu 60 Stundenkilometern fegen die Darsteller über die Laufbahnen: „Da musst du jede Sekunde aufpassen!“
Das hat Sophie-Rose schon gemerkt. Aber allem Lampenfieber zum Trotz freut sie sich. Wenn nach der Premiere das tägliche, stundenlange Training wegfalle, habe sie endlich Gelegenheit, Bochum und das Ruhrgebiet zu erkunden. „Bisher kenne ich nur das Theater und mein Hotel.“ Eines aber hat sie trotzdem schon festgestellt: „Die Menschen sind stolz auf das, was sie haben und leben gerne hier.“
Rolle ist wie „ein Sechser im Lotto“
Max ist der Letzte, der da widersprechen würde. Im Gegenteil: Diese Rolle in diesem Musical und dann noch quasi dort, wo er groß geworden ist, „das ist wie ein Sechser im Lotto für mich“, schwärmt er und stellt klar: „Ich bin genau da, wo ich hin wollte.“