Essen. Freikarten-Aktion: Sie können ein Konzert mit dem großen Cellisten Kian Soltani gewinnen. Im Interview stellen wir den Musiker vor.

Er ist ein Liebling der Klassik-Gemeinde, auch auf Instagram, ist Star auf den Konzert-Bühnen der Welt und wurde, kaum 30, schon Cello-Professor in Wien: Kian Soltani blickt auf eine rasante Karriere. Jetzt kommt der Österreicher, dessen Eltern vor der Islamischen Revolution den Iran verließen, nach Dortmund und Essen. Lars von der Gönna sprach mit Soltani – über starken Reisbedarf, Superhelden und zickige Stradivaris.

Herr Soltani, die zwei großen „Bs“ in Ihrem Leben sind nicht Bach und Brahms, sondern Basmatireis und Beethoven...

Soltani: Treffer! (lacht) Wenn ich reise, beginnt sofort meine Suche: „Gibt es hier ein asiatisches Restaurant, ein indisches oder sogar ein persisches?“ Wenn ich ein paar Tage keinen Reis hatte, dann werd’ ich ganz nervös. Basmati berührt natürlich meine persischen Wurzeln, zu Hause wurde nur Persisch gesprochen, gekocht wurde gemischt. Aber Reis gibt mir echt ein Gefühl von Heimat.

Und Beethoven?

Kein Österreicher, aber wir Österreicher tun gern so, als ob er einer wäre. Beethoven ist die Quintessenz der klassischen Musik. Und er ist die andere Seite, mit der ich aufgewachsen bin. Aber das sind nicht die einzigen großen „Bs“ in meinem Leben: Barenboim und Batman wären da auch noch.

Batman? Herr Soltani, wir sitzen auf der Stuhlkante!

Ich war als Kind und Teenager, ja sogar bis in meine frühen 20er ein kompletter Fan, das haftet bis heute an mir. Ich bin 31 und immer noch fragen Leute „Kian, wie schaut’s aus mit Batman?“

Das vergisst ein Junge nie. Das hat mein Leben verändert.
Kian Soltani über seinen ersten Spiderman-Film

Ein Kind klassischer Orchestermusiker liebt Superhelden. Wo begann das?

Am Anfang steht eine sehr emotionale Geschichte und noch nicht einmal Batman. Es kam der erste Spiderman-Film raus. Aber für mein Alter war er nicht freigegeben, der war ab 12, ich war 10. Meine Mutter hat meine Leidenschaft dafür irgendwie gecheckt und war so cool, mich einfach ins Kino zu schmuggeln. Und dann noch abends, obwohl am andern Tag Schule war! Ich saß im Kino und sie hat draußen auf mich gewartet. Das vergisst ein Junge nie. Das hat mein Leben verändert.

Freikarten gewinnen für Konzerte in Essen und Dortmund

Zwei Abende lang wird Kian Soltani nächste Woche an der Ruhr zu Gast sein. Mit Dvoraks berühmtem Cellokonzert gastiert er am 23. Februar, 19h in der Philharmonie Essen. Ihn begleitet das Mahler Chamber Orchestra unter Tughan Sokhiev, das im zweiten Teil Auszüge aus Prokofjews „Romeo und Julia“ spielt. Das gleiche Programm erklingt am 24.2, 20h, in Dortmunds Konzerthaus.

Wir haben 6x2 Freikarten zu vergeben. Wer gewinnen will, ruft bis zum 18. Februar an und nennt die Stadt, für die er gern Karten hätte, also „Essen“ oder „Dortmund“: 01378/ 78 76 19 (0,50 € / Anruf).

Ohne unterstützende Eltern – gleich, was man sich vom Leben wünscht – ist der Weg schwieriger. Sie waren auf einem Musikgymnasium. Man gehört damit auch zu einer Elite, die einen schützt...

Absolut. Ich bin unheimlich dankbar. In Anführungszeichen kann man sagen, ich hatte es „einfach“. Es wär fast tragisch gewesen, wenn ich nicht in der klassischen Musik mein Leben gemacht hätte. Die Schule, die Lehrer: top. Aber ich glaube fest: Das Allerwichtigste für die Entwicklung eines Kindes sind gute Eltern. Meine waren absolute Vorbilder und immer nur unterstützend.

Was bedeutet Ihnen das heute?

Im Cellisten Kian Soltani treffen sich zwei Welten: Der in Bregenz geborene Musiker fühlt sich komplett als Österreicher, aber die Verbindung zur Heimat seiner Eltern ist ebenbürtig. Die Orchestermusiker lebten vor der islamischen Revolution im Iran.
Im Cellisten Kian Soltani treffen sich zwei Welten: Der in Bregenz geborene Musiker fühlt sich komplett als Österreicher, aber die Verbindung zur Heimat seiner Eltern ist ebenbürtig. Die Orchestermusiker lebten vor der islamischen Revolution im Iran. © Borggreve | marco borggreve

Es inspiriert mich, eines Tages selbst ein guter Elternteil zu sein. So eine Erfahrung muss ein Schneeball-Effekt sein. Übrigens auch für Menschen, die Pech hatten. Da muss man die Stärke haben, zu sagen: Ich will die Person sein, die diesen Kreislauf durchbricht. Es bricht mir das Herz, wenn ich von jungen, hochbegabten Musikern aus dem Iran höre, denen all diese Förderung fehlt. Dort reicht Talent nicht, das ist sehr traurig.

Karten-Verlosung: 12 Leser dürfen kostenlos bei den Konzerten dabei sein

Sie sind in Bregenz geboren, haben den Vorarlberger Dialekt drauf. Und doch pflegen Sie stark, ihre „persische Connection“, bis hin zu Zugaben im Konzert, die jenen im Iran gewidmet sind, die unter der Verletzung der Menschenrechte leiden.

Bis ich 20 war, waren Persien und Iran nur das Essen, die Sprache und meine Familie hier in Österreich. Dann aber kam ich mit

Daniel Barenboims

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    „West-Eastern Divan Orchestra“ zusammen (ein etwa gleich mit israelischen und arabischen Musikern besetztes Orchester, die Red). Ich traf gleichaltrige Menschen von dort – und ihre Geschichten! Ich war ja ein Außenseiter, einer aus dem Paradies Europa. Mit der Begegnung fiel eine Art Mauer. Klar: Eine Zugabe am Cello bewirkt genau gar nichts. Aber ich will ihnen wenigstens das Gefühl geben, dass ich bei ihnen bin.

    Das Cello ist ein schönes Stichwort zum Schluss: Sie dürfen die kostbare Stradivari „London Ex-Boccherini“ von 1694 spielen. „Man muss ihr Herz gewinnen wie das einer Frau“ haben Sie mal gesagt. Was tun Sie, wenn die alte Dame mal zickig ist?

    (lacht) Es ist ja nicht nur bei Damen so, ich kenn‘ auch Männer, die gerne mal zicken – ich selber auch manchmal. Es gibt aus meiner Erfahrung zwei Möglichkeiten. Man steigt ein, dann eskaliert die Sache. Ich bin für die zweite Option: Man bleibt ruhig, wird nicht panisch und sagt sich „Das bleibt jetzt nicht für immer so.“ Das hilft tatsächlich.