Essen. Von wegen Kasperletheater! Kleine Puppe, große Kunst: Die beliebte Figurentheaterwoche rollt an. Was es im Januar in Gelsenkirchen gibt

Aus der Nische ist diese Kunstform längst heraus. Kein Wunder, dass „Puppe“ im Titel dieses Festivals nicht vorkommt: Die „Figurentheaterwoche“ Gelsenkirchen (20. bis 28. Januar) hat großes Format. So groß, dass sich sputen muss, wer die von weither angereisten Stars und Vorzeigebühnen der Branche sehen will. Immer ganz vorn: Das Gastspiel der australische Kultgröße Neville Tranter. Exquisit gearbeitete Figuren, immer ein eigener Zugang auch zu berühmten Stoffen: Den fast 70-Jährigen Puppenspieler umgibt Magie. In diesem Jahr spürt er „König Ubu“ nach. Ein Diktatoren-Gleichnis zwischen Grauen und Scherz, Feigheit und Größenwahn: Tranter wird Alfred Jarrys Groteske in Personalunion stemmen (21. 1., 20 Uhr)

Abende für Erwachsene haben bei dem Traditionsfestival, das seit den 1970ern in Gelsenkirchen siedelt, einen festen Platz im Spielplan. Viele davon greifen ironisch zu Märchen und Mythen oder umspielen große Vorbilder. Da öffnet am 26. 1. das Grandhotel Grimm, in dem Bremens Stadtmusikanten als vergreistes Getier unterkommen, da wird Polanskis legendärer „Tanz der Vampire“ (27.1.) erstmals mit Figuren auf der Bühne zelebriert. Es gibt Büchners „Leonce und Lena“ (25. 1.), aber es wird auch nachdenklich nach der Zukunft des berühmtesten Vertreters der Zunft gefragt: „Kasper tot. Schluss mit lustig?“ (24. 1.)

Auch große Literatur hat eine Bühne bei der Figurentheaterwoche Gelsenkirchen, etwas Büchners „Leonce und Lena“, ein Gastspiel vom Theater Rosenfisch und Ambrella 
Auch große Literatur hat eine Bühne bei der Figurentheaterwoche Gelsenkirchen, etwas Büchners „Leonce und Lena“, ein Gastspiel vom Theater Rosenfisch und Ambrella  © Compagnie Ambrella und Rosenfisch, Hamburg / Aachen  | MAREN WINTER

Das sind die großen Abende; über den Tag aber wimmelt es im Consol Theater von Gelsenkirchen-Bismarck eine gute Woche lang von jenen Helden, die kleine Zuschauer glücklich machen. Die, die sie mit Hand, Herz und Stimme zum Leben erwecken, kommen aus Bayern und Berlin, aus Aachen und Zürich. Es wird mächtig gezaubert („Ein Besen für Hexe Hilda“, 22. 1.; „Die kleine Hexe“, 25. 1.). Es ent- oder verpuppen sich Klassiker von „Hans im Glück“ (26.1.) über „Schneewittchen“ (23.1.) und „Neeweißnich und Rosenrot“ (26.1.) bis zu „Konrad, das Kind aus der Konservenbüchse“ (24.1.).

Erfolgsfestivals haben ihren Preis. Der ist bei der Figurentheaterwoche nicht hoch (Erwachsene 15-18€; Kinder 5, Gruppenrabatt ab 12 Personen), aber Karten muss man kriegen. Wer, pardon, bis in die Puppen schläft, könnte bei den schönsten Aufführungen leer ausgehen: In einer guten Saison hat das Festival eine Auslastung von über 90 Prozent.

Karten ab sofort unter Tel. 0209-9882282 oder per Mail figurentheater@consoltheater.de oder direkt im Consol Theater, Bismarckstr. 240, 45889 Gelsenkirchen.