Düsseldorf. Giuseppe Verdis „Aida“ kehrt im Frühjahr 2024 als Arena-Spektakel zurück. Die Produktion macht Station in Düsseldorf – mit einigen Überraschungen.

Wie riecht eigentlich Ägypten? So ganz lässt sich das nicht bestimmen, denn der extra aufgestellte Diffuser bei der Pressekonferenz kommt kaum gegen den Kaffeegeruch an. „Nach vielen Blumen, fruchtig. Es duftet nach Meer und Hitze“, versucht es Jasper Barendregt zu erklären.

Wenn das extra kreierte Parfüm am 10. Februar den PSD Bank Dome in Düsseldorf erfüllt, stört hoffentlich kein geruchsintensives Heißgetränk das Aroma. 20 Liter hat die Produktionsfirma FKP Scorpio von dem Duftwasser anfertigen lassen. Schließlich sollen die Besucherinnen und Besucher Ägypten mit allen Sinnen erfassen, direkt eintauchen ins Geschehen, Teil sein von „Aida“, Giuseppe Verdis Meisterwerk.

Oper „Aida“ als Arena-Abenteuer in Düsseldorf

Die berühmte Oper um die äthiopische Königstochter, den Feldherrn Radames und die ägyptische Prinzessin Amneris kehrt als Arena-Produktion zurück und tourt ab dem Frühjahr 2024 durch 13 europäische Städte. Es ist nicht das erste Mal, dass Verdis Vier-Akter als Arena-Abenteuer abseits klassischer Opernhäuser inszeniert wird, als Oper für alle.

Zuletzt sorgte eine 360°-Produktion 2007 für ein immersives Erlebnis des knapp 150 Jahre alten Stoffes. Auch damals zeichnete Jasper Barendregt als Produzent verantwortlich, ebenso wie 2004 in Hamburg. Zum ersten Mal kam der Niederländer mit dem Verdi-Werk im Rahmen der 2001er-Produktion in Gelsenkirchen auf Schalke in Berührung, damals noch unter anderer Leitung. Für das Event wurde unter anderem der Stadionrasen gegen tonnenweise Sand ausgetauscht.

„Aida“ seit 20 Jahren im Kopf

„Wenn ich die Musik heute höre, dann bin ich direkt wieder dort, wo ich vor 20 Jahren aufgehört habe“, schwärmt Barendregt, der sich für FKP Scorpio in den vergangenen Jahren größtenteils um Festivals kümmerte. „Aber es lässt einen nicht los. Ich habe mich in dieser Produktion erstmalig wirklich mit der Geschichte richtig auseinandergesetzt, und habe festgestellt, dass da noch so viele Ebenen sind.“

Und die soll das Publikum mit allen Sinnen erfahren, als XXL-Erlebnis. „Es wird keine Frontalbeschallung, wir möchten die Oper mit viel Liebe erzählen“, so Barendregt. Denn die Produktion, das ist den Machern wichtig, soll jeden begeistern – nicht nur den Klassik-Liebhaber und typischen Operngänger, sondern auch Neulinge auf dem Gebiet, jung und alt, im Jackett oder mit Jeans.

Kurze Einspieler auf großer LED-Leinwand

Deshalb wurde Verdis Werk erst einmal gekürzt, wobei der Komponist seinerzeit schon moderner unterwegs war und die dramatische Liebesgeschichte in gut zweieinhalb Stunden erzählte. „Wir haben die Oper auf Serienlänge gekürzt“, verkündet der Produzent. Folge, Pause, Folge sozusagen, 120 Minuten.

Und wie es sich für eine Serie gehört, beginnt die neueste Folge mit einer Zusammenfassung. „Wenn man kein Italienisch kann, muss man wirklich gut aufpassen, um zu verstehen, dass Radames und Aida ein Paar sind“, erklärt Barendregt. „Wir erzählen das in einem kurzen Einspieler direkt zu Beginn.“

Nil fließt über die Zuschauer hinweg

Optische Highlights sind allerdings nicht nur die Einspieler auf der LED-Leinwand oder die zwölf Meter hohe und 28 Meter Breite Tempelfassade, die als Projektionsfläche dient. Sogar den Nil lassen die Macher durch die jeweiligen Arenen fließen – als 700 Quadratmeter großes Tuch, das über die Köpfe des Publikums gezogen wird.

Ein Blickfang ist auch eine ganz besondere Nebendarstellerin, die im Vorfeld sogar für Unmut sorgte. Ein Elefant auf der Bühne? Ein Unding, aber die Verantwortlichen beschwichtigen. Denn Ayana, wie der Dickhäuter heißt, wird von neun Puppenspielern bewegt. Die afrikanische Elefantendame ist ein fünf Meter hohes, lebensecht aussehendes Modell. Auf ihm findet sogar Pharaonentochter Amneris Platz.

Elefantendame zum Triumphmarsch

Ayana stampft während der wohl eindringlichsten Komposition über die Bühne: Der Triumphmarsch gehört zu den berühmtesten Märschen der Welt. Fußballverein Borussia Dortmund zum Beispiel nutzt die opulenten Trompetenfanfare als Aufwärmmusik.

Apropos: Auch wenn die Macher auf eine moderne Produktion setzen, kommen die Bläser nicht vom Band. Für die Musik zeichnet ein eigens für die Aufführungen zusammengestelltes Orchester verantwortlich, unter der Leitung von Michael Ellis Ingram, Kapellmeister an der Schweriner Staatsoper. Die Musiker nehmen nicht im Orchestergraben, sondern am Fuße der Tempelanlage Platz.

Aufruf zum Casting im Herbst

Der Name steht, das Ensemble ist noch nicht komplett. Auch Solist Il Reh wurde noch nicht gecastet. Ebenso wenig wie die 32 Gefangenen. Die Rollen sollen in der jeweiligen Stadt lokal gecastet werden, zum Casting soll voraussichtlich im Herbst aufgerufen werden.

LED-Leinwände, Elefantenpuppe, Parfüm und Feuerwerks-Raketen – ob Verdi seine Aida gerne als Multimedia-Spektakel auf der Bühne gesehen hätte? Produzent Jasper Barendregt ist sich sicher. „Würde Verdi heute leben, hätte er Aida mit allen ihm zur Verfügung stehenden modernen Technologien und Hilfsmitteln inszeniert.“ Schließlich sei der Komponist eine Art Rockstar seiner Zeit gewesen. Da passt es schon ganz gut, dass die Vorstellung seiner neuesten Inszenierung in der MTV Lounge des Düsseldorfer Domes stattfindet. Das hätte Verdi sicher auch gefallen.

AIDA – Das Arena Opern Spektakel, 10.2.24, 20 Uhr, PSD Bank Dome, DEG-Platz 1, Düsseldorf. Tickets ab ca. 36 €.