Essen. Neu im Kino: German Kral erzählt in seinem ersten Spielfilm „Adiós Buenos Aires“ von Julio, seiner Tango-Band und einem großen Traum vom Glück.
Argentinien im Jahr 2001. Inflation und Wirtschaftskrise haben das Land im Griff. Im heruntergekommenen kleinen Lokal, das kurioserweise „Glorias Argentinas“ heißt, schwofen die Menschen nachts zu den Tangoklängen der Band „Vecinos de Pompeya“. Julio (Diego Cremonesi) spielt mit Leidenschaft das Bandoneón. Doch im Kopf ist er längst woanders: Er will nach Deutschland, wo er auf eine bessere Zukunft hofft. Doch ständig kommt etwas dazwischen.
Eine bittersüße Geschichte bringt German Kral mit seinem Spielfilmdebüt „Adiós Buenos Aires“ ins Kino. Schauplatz ist die argentinische Hauptstadt, Krals alte Heimat, die die Kamera (Christian Cottet, Daniel Ortega) immer wieder postkartentauglich in Szene setzt.
Demonstranten protestieren gegen die korrupte Regierung
Ein trügerisches Bild. Die Zeiten sind schlecht. Auf den Straßen fliegen Steine. Das Fernsehen überträgt Bilder von Demonstrationen gegen die korrupte Regierung.
Julio, der tagsüber in einem Schuhgeschäft arbeitet, hat schon lang genug. Er ist dabei, alles zu verkaufen, um auszuwandern. Ein schwerer Abschied. Tochter Paula (Violeta Narvay) will nicht weg. Und dann rauscht ihm auch noch Taxifahrerin Mariela (Marina Bellati) ins Auto, das er gerade zu Geld machen wollte. Sie hat einen stummen Sohn, ist wie Julio alleinerziehend. Den Schaden kann sie nicht bezahlen. Dafür ist sie die pure Lebenslust und kann Steine siebenmal über das Wasser hüpfen lassen.
Eine mäßig erfolgreiche Tangoband in Buenos Aires
Ja, es bahnt sich eine Romanze an. Doch die steht hier nicht im Mittelpunkt. Sondern das herrlich schrullige Männer-Quintett und seine mäßig erfolgreiche Tangokapelle.
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Da ist der prinzipientreue Atilio (Manuel Vicente) an der Geige, der alle ablehnt, die nicht für bessere Zeiten kämpfen wollen. Dem bärtigen Carlos (Carlos Portaluppi), der Klavier spielt, wurde der Job gekündigt, obendrein hat ihn seine Frau verlassen. Tito (Rafael Spregelburd) am Kontrabass ist Automechaniker und nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Als Sänger können Julio und seine Freunde den einstigen Tango-Superstar Ricardo Tortorella (herausragend: Mario Alarcón) gewinnen, den sie dafür extra aus dem Pflegeheim holen.
Die wichtigste Rolle spielt der Tango Argentino
Die wichtigste Rolle aber spielt die Musik, der Tango Argentino, schon weil er allgegenwärtig ist: Berauschend und klagend, wütend und sehnsuchtsvoll erzählt er von der Suche nach Liebe und Glück, dem Scheitern, dem Dasein als ewige Wanderung. Seliger kann Melancholie kaum klingen.
Und so steht unterm Strich ein herzenswarmer kluger kleiner Film, der mit einer wohldosierten Prise Kitsch von erfüllten und unerfüllten Träumen berichtet und am Ende glücklich macht und auch ein bisschen traurig. Ganz ähnlich wie der Tango, Herzschmerz und Ode an das Leben.