German Krals nostalgisch stimmende Dokumentation „Ein letzter Tango“ erzählt von einem Tanzpaar, das zwar nicht im Leben, aber doch auf der Bühne alle Leidenschaft bewahrte.
In den 40er-Jahren sind sie sich in einem der Tanzclubs ihrer Heimatstadt Buenos Aires zum ersten Mal begegnet. Es muss ein schicksalhafter Moment gewesen sein, in dem die damals 14-jährige María Neves und drei Jahre ältere Juan Carlos Copes auf dem Tanzboden zusammengefunden haben. So klingt es in den Erzählungen von Maria Neves, die im Zentrum von German Krals nostalgisch stimmender Dokumentation „Ein letzter Tango“ stehen.
Einige Jahre lang waren María Neves und Juan Carlos Copes ein wahres Traumpaar, auf der Bühne sowieso, aber auch im Leben. Nur konnte ihre Liebe nicht halten. Die Stürme waren zu heftig. Dennoch sind sie 50 Jahre Tanzpartner geblieben. Aber irgendwann haben sie kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Und so muss German Kral die beiden getrennt interviewen: Zwei Lebensgeschichten, die lange parallel verliefen und doch ganz andere Wege genommen haben.
Es ist faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Tänzerin und der Tänzer, der zugleich auch der Choreograph ihrer Shows war, über ihre gemeinsame Vergangenheit denken und sprechen. Selbst heute noch wird María Neves immer wieder von ihren Gefühlen überwältigt. Mal kämpft sie mit Tränen, mal mit ihrer Wut, mal gibt sie sich nur ihren Erinnerungen hin. Juan Carlos Copes ist sichtlich kühler und distanzierter. Die Vergangenheit ist für ihn vergangen. Und man ahnt bald, warum sich die beiden entfremden mussten. Für ihn war der Tanz immer wichtiger als die Liebe. Aber es waren María Neves’ Gefühle, die sie zu einem unvergesslichen Tangopaar gemacht haben.
Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Die beiden sind letztlich wie der Tango selbst: Jeder Schritt auf der Tanzfläche ist Teil eines großes Kampfes. Und eben diesem Kampf huldigt Kral in wundervollen, in Sepia-Töne getränkten Musicalsequenzen, in denen junge Tänzer die Choreographien von María Neves und Juan Carlos Copes noch einmal mit Leben erfüllen. So setzt er dem Tango und seinem schillerndsten Paar ein filmisches Denkmal.