Neu im Kino: John Wick: Kapitel 4“, „Seneca“ mit John Malkovich, „Tagebuch einer Pariser Affäre“ und eine Doku über Schriftstellerin Erica Jong.

„John Wick: Kapitel 4“

Ein Kuckuck hat sich in die Hohe Kammer des internationalen Verbrechertums eingekauft und korrumpiert mit Geld und Einfluss. Vor allem ist ihm daran gelegen, dass Auftragsmörder John Wick endlich liquidiert wird. Noch aber hat der Flüchtige Verbündete rund um den Erdball.

Was vor knapp zehn Jahren als Hongkong-Gangsterfilm der 90er-Jahre (Gewalt und Action in Designeranzügen) mit blasierten Posen und Dialogen amüsant war, entlarvt nun in der dritten Fortsetzung alle Probleme des aktuellen Publikumsfilms aus Hollywood. Keine neuen Ideen türmen sich zur fast dreistündigen (!) Abfolge immer absurderer Zirkusnummern mit gewohnt inflationärem Verbrauch von Munition und Leichen.

Im Zentrum röchelt der mit 58 bereits massiv verwitterte Keanu Reeves Minimaldialoge, drumherum begnügen sich Ex-Stars mit schauspielerischer Minimalambition. Lediglich Hongkong-Star Donnie Yen bringt als blinder Mordspezialist noch einen Hauch von Eleganz und Klasse ins Spiel.

„Tagebuch einer Pariser Affäre“

Es beginnt mit dem ersten Date, das aber genaugenommen schon die die zweite Begegnung ist zwischen Charlotte und Simon. Davor hatten sie sich auf einer Party kennengelernt und sogar geküsst. Dieser erste erotische Kitzel, gepaart mit einer gegenseitigen Sympathie soll nun zu einer Affäre werden.

Simon ist der Zauderer, will seine Ehe mit zwei Kindern nicht aufs Spiel setzen. Charlotte, hat drei Kinder, aber keinen Ehemann mehr, und will noch mal „auf Bäume klettern und Früchte naschen“, wie sie sagt. So beginnt eine rein erotische Affäre, bei der im Zuge eines Experiments eine zweite Frau ins Spiel kommt, was die Karten komplett neu mischt.

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Es ist eine sehr bürgerliche und weitgehend gestelzte Versuchsanordnung französischer Prägung, mit der Emmanuel Mouret 2022 in Cannes Preise und Publikum zu erobern versuchte. Die extrem geschwätzige Dialogführung nervt, wie auch die Zeichnung des Mannes. Während Sandrine Kiberlain und Georgia Scalliet zumindest emotional klare Kante geben dürfen, ist der auch in früheren Filmen schon wenig erbauliche Vincent Maccaigne das Ebenbild eines Weicheis, das von allem nur das Beste für sich abschöpfen will, aber ohne Risiko.

Wesensart oder Masche? Das lässt der Film wie manches andere offen. Auch die Franzosen kochen halt nur mit Wasser.

„Seneca“: Samuel Finzi als Statius (l.) und John Malkovich als Seneca.
„Seneca“: Samuel Finzi als Statius (l.) und John Malkovich als Seneca. © dpa | --

„Seneca“

Die letzten Tage im Leben des römischen Dichters und Philosophen, der als Berater Neros zu Macht und Geld kam, dann in Ungnade fiel und sich selbst richten musste. Für den deutschen Regisseur Robert Schwentke ist es die nächste Station im Schlingerkurs zwischen Hollywood-Popcorn („R.E.D. – Älter, härter, besser“) und europäischer Gedankentiefe.

Hier nun betreibt er Charakterstudie und Gesellschaftsspiegel in römischen Kostümen. Sieht aus wie der Theaterversuch einer Laienbühne. John Malkovich zeigt in der Titelrolle dieses Karnevals der überzüchteten Künstler-Eitelkeiten eine der schlimmsten Darbietungen seiner Karriere. Sage hinterher keiner, er sei nicht gewarnt worden.

„Erica Jong – Breaking The Wall“

Dokumentarische Verbeugung (Regie: Kaspar Kasics) von der amerikanischen Schriftstellerin Erica Jong, die 1969 mit „Angst vorm Fliegen“ feministische Aufbruchstimmung und erotische Selbstverwirklichungsfantasien in US-bürgerlichen Lagern salonfähig machte.

Wie mittlerweile üblich bei solchen Filmen, wird das Thema zum Größten und Wichtigsten überhaupt stilisiert. Kritische Positionen finden nicht statt, dafür umso mehr Weisheiten aus dem Selbstfindungsalmanach für den Sofortgebrauch.