Essen. Der Musik-Streamingdienst Spotify verrät, welche Musiker, Lieder und Podcasts 2022 am beliebtesten waren. Was das Ruhrgebiet hört.

Einen Musik-Marktanteil von 46,4 Prozent bescheinigt eine Studie Streamingdiensten in Deutschland. Branchenriese Spotify und seine Mitbewerber wie Apple Music und Amazon Music dominieren die Musikszene längst, immer weniger Menschen klammern sich an CD oder Schallplatte. Entsprechend aussagekräftig sind die Jahresbilanzen, die Spotify im Winter unter dem Titel „Spotify wrapped“, Englisch für „zusammengefasst“, veröffentlicht.

Jeder Nutzer kann sein musikalisches Jahr in einer aufwendig animierten Diashow noch einmal nachvollziehen, inklusive meistgehörter Künstler, Lieder und Podcasts. Der schwedische Streaminganbieter erstellt aber auch Ranglisten der Spitzenreiter für einzelne Städte. Beim Blick auf nordrhein-westfälische Großstädte zeichnet sich ein homogenes Bild des Hörverhaltens, das dem aus anderen deutschen Städten sehr ähnlich ist – nur hin und wieder schafft es ein Ausreißer in die Top Ten der Vielgehörten.

Deutschrap dominiert Spotify

Die beliebtesten Künstler sind im Ruhrgebiet wie auch in Düsseldorf, Köln, Hamburg, Braunschweig und Berlin stets dieselben. Bronze ergattert Bonez MC, Rapper und Teil der Hip-Hop-Combo 187 Straßenbande. Auf dem zweiten Platz folgt RAF Camora, ebenfalls Rapper – und das, obwohl der Schweizer in diesem Jahr gar keine neue Musik veröffentlicht hat. Ganz oben thront Luciano – und ja, Sie haben es erraten, auch der ist (Deutsch-)Rapper.

Das Subgenre Deutschrap dominiert also den Musikgeschmack deutscher Spotifynutzer, auch auf den unteren der zehn Spitzenplätze tauchen verlässlich Rapper und Hip-Hopper auf, deutsche wie amerikanische. Eminem ist nach längerer Abstinenz wieder, Drake immer noch da. Abseits des Sprechgesangs platzieren sich kuscheligere Musiker wie Ed Sheeran im Ruhrgebiet und Restdeutschland auf den Spitzenplätzen.

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Einige wenige Ausreißer gibt es aber auch. Während Rammstein im Ruhrgebiet keine Rolle spielt, steht die Band in Berlin auf einem beachtlichen sechsten Platz und weist sogar Pizzarapper Capital Bra in die Schranken. Taylor Swift ist in Mülheim äußerst beliebt und hat sich auf Platz acht gekämpft – im restlichen Ruhrgebiet hat die Liedermacherin nicht genug Hörer für einen Top-Ten-Platz.

„Layla“ muss sich dem „Beautiful Girl“ geschlagen geben

Luciano gibt auch bei den meistgehörten Liedern den Ton an, seine Version von „Beautiful Girl“ steht überall auf Platz eins – mit Ausnahme eines gallischen Dorfes. In Braunschweig regieren Mikus/Macloud mit t-low und ihrem Lied „Sehnsucht“, aber keine Sorge, auf einen Kulturschock läuft es nicht hinaus: Auch in diesem Song regiert der Deutschrap.

Tendenziell in der oberen Tabellenhälfte findet sich auch die unumgängliche „Layla“ die im Sommer 2022 durch Festzelte, Kolumnen und Kommentarspalten geisterte. In Mülheim und Essen etwa hat sie sich auf Platz drei niedergelassen, in Bochum holt sie sogar Silber. Spannend zu sehen: Mit nur diesem einen Hit haben es die Urheber von „Layla“, DJ Robin und Schürze, nirgends in die Top Ten der beliebtesten Künstler geschafft.

Deutschland einig Podcastland

Internationale Hits wurden auch in Deutschland gerne gehört, hatten gegen die Übermacht des Deutschraps aber keine Chance. Harry Styles’ Tik-Tok-Hymne „As it was“ steht in Essen gerade mal auf dem sechsten Platz. In Bottrop rettet sich das seltsame Paar Dua Lipa und Elton John mit „Cold Heart“ gerade so in die Spitzengruppe und auf den zehnten Platz, in Bochum krebsen Calum Scott und Lost Frequencies mit „Where are you now“ auf dem achten Platz herum.

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Ähnlich einheitlich ist auch die Lage in Podcast-Deutschland. Den ersten Platz im Ruhrgebiet, Rheinland und deutschen Großstädten hält „Gemischtes Hack“, das wöchentliche Zwiegespräch von Comedian Felix Lobrecht und Autor Tommi Schmitt. Oft auf Platz zwei landen Jan Böhmermann und Olli Schulz mit „Fest und Flauschig“, in Gelsenkirchen allerdings verspüren Hörer eher „Mordlust“ mit den Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohlers, in Bottrop ist man „Hobbylos“ mit CDU-Zerstörer-Rezo und Julien Bam.

Und überhaupt, True Crime: Die Aufbereitung spektakulärer Kriminalfälle, die die Podcastszene schon eine ganze Weile überschwemmt, boomt, etwa mit „Zeit Verbrechen“ auf Platz sechs in Herne. Die Kaulitz-Brüder von Tokio Hotel reiten mit ihrem Podcast „Kaulitz Hills“ die Erfolgswelle von Toms Hochzeit mit Heidi Klum – allerdings nicht im Ruhrgebiet, dafür in Hamburg und Berlin. Nüchtern-sachlich kommt aber beinahe überall gut an, „Tagesschau in 100 Sekunden“ ist eine Konstante in allen Städten.