Woking/Essen. Das Musical „Bat Out of Hell“ mit Hits von Meat Loaf aus der Feder von Jim Steinman kehrt in die Region zurück, als englischsprachige Produktion.

Sie waren ja schon mal da, die Fledermäuse aus der Hölle. Fast ein Jahr lang flogen sie durch das Metronom Theater in Oberhausen. Nun kommen sie zurück. Dieses Mal aber nach Düsseldorf. Vom 20. Dezember bis zum 4. Januar ist die Tour-Produktion von „Bat Out of Hell“ in Düsseldorf zu sehen. Mit dem Musical-Star Rob Fowler, der auch schon in der Show im Londoner Westend als Diktator „Falco“ dabei war, und – anders als in Oberhausen – auf Englisch.

„Bat Out of Hell“ wirkt auf den ersten Blick wie ein sogenanntes Jukebox-Musical, ein Musical also mit bekannten Liedern, um die herum eine Geschichte konstruiert wird. Das ist es aber eigentlich nicht. Denn ursprünglich hat Jim Steinman die Songs in den frühen 1970ern für ein Musical namens „Neverland“ geschrieben, in dem er die Geschichte von Peter Pan in die Rockerszene verlegen wollte.

„Bat Out of Hell“: 43 Millionen verkaufte Platten

Ein Plan, den die Erben von Peter-Pan-Autor James Matthew Barrie in etwa so unterhaltsam fanden wie eine Wurzelbehandlung. So landeten die Lieder schließlich auf einer LP seines Kumpels Meat Loaf, die sich immerhin 43 Millionen Mal verkaufte. 50 Jahre später nun schließt sich der Kreis. Aber „Bat Out of Hell“ hat nur noch wenig von „Neverland“. Ja, es gibt die Lost Boys, die nach einem chemischen Zwischenfall immer 18 bleiben und Tinker Bell ist groß geworden und heißt nun nur noch „Tink“. Aber sonst erzählt das Musical eine Lovestory in der verwüsteten Stadt Obsidian.

Tiefes Rot und Atmosphäre: Das Bühnenbild macht einiges her.
Tiefes Rot und Atmosphäre: Das Bühnenbild macht einiges her. © BB Promotion | Chris Davis Studio

Ein tolles Bühnenbild gibt es zu sehen. Verlassene U-Bahn-Schächte, ein Friedhof, ein Wolkenkratzer. Dazu Menschen mit derangierter Kleidung, aber tollen Motorrädern. Da ist Strat (Glenn Adamson) 18-jähriger Unsterblicher und Chef einer Jugendbande, der sich in Raven (Martha Kirby), die Tochter des ortsansässigen Diktators Falco (Rob Fowler) und seiner Frau Sloane (Kelly Gnauk) verliebt. Es gibt Streit, Aufruhr, Verrat und auch Tote sind zu beklagen. „West Side Story“ trifft „Romeo und Julia“ in der Welt von „Mad Max“ und Freunden. Und am Horizont dämmert ein wenig „Twilight“. Eine wilde Geschichte also aber das ist nicht schlimm.

Songs im „Wagnerian Rock“-Stil

Was zählt, sind die Songs. Sie sind hier typisch Steinman, sind, was er selbst gerne „Wagnerian Rock“ genannt hat – bombastisch, opulent, in guten Momenten mit der Fähigkeit, Gänsehaut zu erzeugen und eine Herausforderung für die Künstler, die sie allerdings nahezu immer großartig meistern. Vor allem nach der Pause bekommen die Zuschauer einen Meat-Loaf-Hit nach dem anderen. Zum Höhepunkt ausgerechnet der einzige neue Song, den Steinman zum Start in London geschrieben hat. „What Part of my Body Hurts The Most“ fragen Falco und Sloane in dieser Ballade. Und wie sie diese Frage in ihrem Duett beantworten – verzweifelt, ratlos und mit wieder aufflackernder Leidenschaft, das allein ist schon den halben Eintrittspreis wert.

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Etwas kleiner als im Westend ist ihr Wohnzimmer in der Tour-Edition der Fledermäuse geraten und auch Falcos elegantes Cabrio musste Federn lassen. Na ja, sagt Fowler, kurz vor Beginn der nächsten Vorstellung im englischen Woking, „natürlich ist es etwas anderes, ob du ein festes Theater hast oder die Bühne bei einer Tour alle zwei oder drei Wochen neu aufbauen musst. Einige Dinge sind unterwegs nicht umsetzbar.“ Ein klein wenig gekürzt wurde die Show deshalb auch. Den meisten Besuchern wird das nicht auffallen und Fowler findet das auch nicht schlimm. Im Gegenteil: „Es strafft die Handlung, macht sie schneller“, sagt er. „Das ist wie eine Achterbahn mit ein paar neuen Kurven drin.“

Gut gemischtes Publikum

In England, wo die Produktion in den vergangenen Monaten durch das Land tourte, steigen die Fans gerne in diese Achterbahn. Und je mehr sich die Show London nähert, wo „Bat Out Of Hell“ ja im Januar 2019 im Dominion Theatre abgesetzt wurde, „desto mehr Zuschauer kommen“, hat Fowler festgestellt. Die sind jenseits von 50 oder 60 Jahren, immer mehr bringen aber auch ihre erwachsenen Kinder mit.

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Fowler ist zuversichtlich, dass das in Düsseldorf ähnlich sein wird. Erst Corona, dann Krieg und Wirtschaftskrise – „diese Show ist ideal, um das alles mal für ein paar Stunden zu vergessen“. Und wenn man älter ist, mit Meat Loafs Hitalben groß oder zumindest erwachsen geworden ist, sagt der Sänger, „dann ist „Bat Out of Hell“ wie eine große, spaßige Zeitreise“.

„Bat Out of Hell“, 20.12.-4.1., Uhrzeiten variieren, Capitol, Erkrather Str. 30, ­Düsseldorf. Karten ab ca. 50 €.