Essen. Auch in diesem Jahr schicken uns Größen aus Pop, Rock, Klassik und Schlager wieder klingende Weihnachtsgrüße. Hier ist unsere Auswahl für 2022.
Weihnachtsalben gehören zum Fest der Feste einfach dazu. Auch in diesem Jahr stapeln sich die Alben wieder unterm Baum. Wir haben reingehört und verraten, welche Platten für bezaubernde Weihnachtsstimmung sorgen – und welche auch getrost im Regal liegenbleiben können.
So freudig wie erwartbar
Man kann von ihr halten, was man will, aber die Kelly Familyerfüllt genau, was man von ihr erwartet, auch auf „Christmas Party“ (Electrola/Universal). Als Schlagerdance oder Festtags-Rock gewandet steckt sie viele neue Songs in den Gabensack, etwa „Grateful“ mit Ronan Keating. Das ist gut, denn bei den Klassikern „Fairytale Of New York“ oder „Feliz Navidad“ sehnt man sich rasch zum Original zurück…
Christmas ohne Kitsch
Mit „December“ (GLM) liefert die deutsche Combo Quadro Nuevo Weihnachtsmusik für alle, die keine Lust auf Plastik-Weihnachten haben. Federleicht, oft sehr mollig und meist mit Tango im Sinn schafft das Quartett nachdenklich-besinnliche Werke ohne Kitsch. Highlight: „Maria durch ein Dornwald ging“ als Jazz mit Choralfärbung.
Bescherung in Blech
1a-Blechbläser wie die Truppe „German Brass“ ersetzen sogar die „Jauchzet, frohlocket“-Flöten. It’s christmas time (Sony) reicht von würdig bis keck, vom ukrainischen Weihnachtslied bis zu Jingle Bells. Diese Arrangements trau’n sich was: Wer hätte gedacht, dass man zu „O Freude über Freude“ Foxtrott um den Christbaum tanzen kann? Geht!
Keine Stille Nacht
Natürlich gibt es Glöckchen. Und auch Kinder, die im Hintergrund singen. Schließlich ist dieses Album von Sarah Connor trotz des Titels „Not so silent Night“ ein Weihnachtsalbum. Zwölf der 13 Songs sind neu. Allein dafür muss man der 42-Jährigen dankbar sein. Zumal sie auf diesem Album fast alle Geschmäcker bedient. 50er-Jahre-Swing folgt auf 2022er-Pop, Streicher-Ballade auf flotte Tanznummer. Gelungen, das Ganze.
Die Fee vom Dienst
Wenn die Fee vom Dienst eine Weihnachtsscheibe macht, darf man sich auf verwunschene keltische Klänge freuen: Loreena McKennitts Under A Winter’s Moon (Quinlan Road) ist ein Genuss für jene Musikfreunde, die dahinschmelzen beim wehmütigen Lied der Flöte, beim wärmenden Klang der Harfe – und natürlich beim dafür wie gemachten Timbre der Meistersängerin. Und in den Pausen werden schöne Geschichten erzählt.
Mit Sopran-Noblesse
Das große Klassik-Album des Weihnachtsjahres 2022 kommt von Diana Damrau. Seidig eskortieren die NDR-Philharmoniker, wenn diese große Sopranistin die Stille Nacht besingt und den leise rieselnden Schnee. Den Titel „My Christmas“ (Sony) sollte niemand als internationales Potpourri verstehen, der ist nur für den Weltmarkt. Damrau verneigt sich ausschließlich vor Liedern der Heimat – und auf CD 2 vor Händel, Bach und Mozart. Nobel!
Geschmeidiger Advent
Der schwedische Soulsänger Samuel Ljungblahd dürfte in Deutschland noch kein Begriff sein – mit seinem Album „The Soul Christmas“ (Linx Music) mit der Bohuslän Big Band ändert sich das hoffentlich. Die hervorragende Platte besticht nämlich mit einer kompromisslos groovenden Band, dicht gesetzten Bläsern und Ljungblahds herrlich schnörkelloser Stimme. Höhepunkte: Joni Mitchells „River“ und das Gospel-Brett „Joy to the World“.
Synthetisches Geschenk
Die Backstreet Boys präsentieren mit „A Very Backstreet Christmas“ (BMG) ihr Weihnachtsalbum. Überproduziert und synthetisch schießen sie leider an der einfachen Schönheit von Weihnachtsliedern vorbei. Es gibt auch Lichtblicke: Auf „This Christmas“ zeigen die tollen Studiomusiker, was sie können, die Eigenkompositionen „Together“ und „Happy Days“ grooven, aber ein Schellenkranz macht noch kein Weihnachtslied.
Ein Rössl ist entsprungen
Ein Weihnachtskonzert, bei dem „Panis Angelicus“ und das „Weiße Rössl“ Platz haben? Schafft nur André Rieu, und wer wollte mit seinen Verehrern über Geschmack streiten?! Zur DVD (Auftritt Maastricht 2019) gibt es die neue CD Silver Bells (Universal). Rieus typischer Sound blüht bei Knallern wie der „Petersburger Schlittenfahrt“ besonders effektsatt auf. Aber auch Schmelz hat er drauf. Leise rieselt der Rieu – jauchzet, Ihr Fans, frohlocket!
Fest durchgedrescht
Und was haben Sie sich zum Fest gewünscht? Eine Espressomaschine und 50 Pint Lagerbier? Fiddler’s Green liefern mit „Seven Holy Nights“ (Deaf Shepherd/Indigo, ab 2.12.) den perfekten Sound für hohe Herzfrequenz und Hopfenseligkeit. Folkig dreschen sie auf Slades „Merry Christmas Everyone“ und „Jingle Bells“ ein, mogeln McCartneys „Mull Of Kintyre“ hinzu und stellen „Stop The Cavalry“ auf Schnellvorspulmodus. Sláinte!
Sanft zur Heiligen Nacht
Aus dem fernen Kanada erreicht uns dieses Album, dessen roter Faden die Zeit ist: 500 Jahre exemplarisch Weihnachtsmusik führen die „Edison Singers“ auf der Zunge, vom „Coventry Carol“ übers The First Nowell (Naxos) bis zu Holsts „In the bleak midwinter“. Die Einrichtung der Werke zeigt Anspruch, der Chor eine edle Piano-Kultur. Ein Album, das man zur Mitternacht genießt, wenn Gänsekeule und Geschenkeregen schon Geschichte sind.
Neu gewandet
Die Jazzrausch Bigband widmet sich auf „Alle Jahre wieder!“ (ACT) klassischen Weihnachtsliedern – und legt ordentlich Hand an. Die Band zerlegt, ja fragmentiert die bekannten Themen auf musikalisch raffinierte Weise und steckt sie dann in ein frisches Gewand. Mit dabei: „Maria durch ein’ Dornwald ging“ als bluesiger Swing, „Es wird scho glei dumpa“ als Bossa, „Ich steh’ an deiner Krippe hier“ als Soulballade im Stil von Quincy Jones.
Schlager zum Fest
Auf dem Cover ist der Kaiser zu sehen. Roland Kaiser. Also weiß man schon einmal: auf „Bääärenstark – Weihnachtszauber“ (Nitron/Sony) wird deutsch gesungen. Und neben Kaiser prangen Fotos von Andreas Berg und Vanessa Mai. Weihnachtliche Schlager also. Einige wenige Klassiker, viele recht neue Lieder – mal im gewohnten Foxtrott-Rhythmus, mal kitschig besinnlich. Für Freundes des deutschen Schlagers aber eine gelungene Zusammenstellung.