Frankfurt/Main. Mit 4000 Ausstellern aus 95 Ländern ist die Frankfurter Buchmesse diesmal so international wie vor der Pandemie. Am 19. Oktober geht es los.
Der Vorverkauf brummt, Corona-Auflagen gibt es kaum, die Promis sind zurück: Darf sich Frankfurt auf eine Buchmesse wie früher freuen? Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, glaubt man Buchmessen-Direktor Juergen Boos: Nach „zwei sehr schweren Jahren“ werde die Buchmesse in diesem Jahr endlich wieder größtenteils physisch stattfinden. Die Branche sehne sich nach Kontakt.
Impfpass-Kontrolle, Besucher-Obergrenzen - Stand jetzt wird es keine Beschränkungen geben. „Wir haben die Genehmigung, diese Messe ohne Auflagen durchzuführen“, sagte Boos. Dennoch werde man alles tun, eine sichere Messe zu ermöglichen. So sollen etwa die breiten Gänge beibehalten werden, um Gedränge zu vermeiden.
Der Zeitpunkt, zu dem das Lesepublikum nach den Fachbesuchertagen auf die Messe darf, hat sich in den vergangenen Jahren stetig nach vorn verschoben. Diesmal können Bücherliebhaber erstmals schon Freitagmorgen aufs Gelände. Mittwoch und Donnerstag sind die Hallen Fachbesuchern vorbehalten.
Mehr als 300.000 Menschen kamen vor Corona auf die Buchmesse
Die Messe beginnt am 19. Oktober, angemeldet sind 4000 Aussteller aus 95 Ländern. Der Vorverkauf laufe gut, heißt es. Boos hatte im Sommer angedeutet, die Zahlen näherten sich fast schon wieder dem Niveau vor Corona. Im letzten Jahr vor der Pandemie hatten mehr als 300.000 Menschen die Buchmesse besucht. 2021 zählte die Messe nur 70.000 Besucher, weitere 130.000 nutzen die digitalen Angebote.
Zur Eröffnung am 18. Oktober bringen König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien royalen Glanz nach Frankfurt. Ihr Land ist in diesem Jahr Ehrengast der Buchmesse. Auch die Liste der Autorinnen und Autoren ist wieder internationaler. Zu den prominentesten zählt Donna Leon, die keinen neuen Krimi vorstellt, sondern über ihr Leben und ihre Arbeit berichtet.
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Hinter den Kulissen hat das Thema Sicherheit 2022 noch eine andere Note bekommen: Als der von Islamisten bedrohte Schriftsteller Salman Rushdie im August in den USA auf einer Bühne angegriffen und schwer verletzt wurde, dürften bei der Buchmesse die Alarmglocken geklingelt haben. Rushdie war schon mehrfach in Frankfurt zu Gast, zuletzt 2015, und zwar auf seinen eigenen Wunsch hin stets ohne Personenschutz.
Die Debatten der Welt finden in Frankfurt statt
Frankfurt sei „die größte internationale Kulturmesse der Welt“, sagt Boos, „Handelsplattform und Diskussionsraum zugleich“. So spiegeln sich auch diesmal die Debatten der Welt auf dem Messegelände. Der Gemeinschaftsstand russischer Verlage wurde wegen der Nähe der Organisatoren zum Putin-Regime ausgeladen – ukrainische Verlage dürfen sich auf einem 100-Quadratmeter-Stand mit Bühne präsentieren. Der Buchmessen-Samstag steht ganz im Zeichen ukrainischer Autoren. Die Buchmesse endet am 23. Oktober mit der Verleihung des Friedenspreises an den Ukrainer Serhij Zhadan.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Übersetzen. Dabei gehe es auch um das Übersetzen im übertragenen Sinn, erklärte Boos: um die Adaption von literarischen Stoffen in andere Medien und „den kommunikativen Akt“. Erstmals ist die Plattform Tiktok Partner der Buchmesse. Unter dem Hashtag #BookTok sind Bücher bei den meist jungen Nutzern durchaus ein Thema. In Frankfurt sollen Nutzer und Anbieter real zusammenkommen.
Im vergangenen Jahr hatten Boykott-Aufrufe die Messe überschattet. Die Messe etablierte nun ein „Awareness-Team“, bei dem sich Besucher melden können, die sich – etwa wegen ihre Hautfarbe oder sexuellen Identität – auf der Messe beleidigt, ausgegrenzt oder bedroht fühlen. Kritik hatte es auch an der Anwesenheit rechter Verlage gegeben. Die Buchmesse bleibt bei ihrer Linie: „Es geht um die Freiheit des Wortes“, sagt Boos. „Alles, was in Deutschland nicht verboten ist, kann in Frankfurt stattfinden.“
>>> Der Weg zur Frankfurter Buchmesse <<<
Nahezu ohne Beschränkungen dürfen Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr zur Frankfurter Buchmesse – und länger als zuvor: Die Publikumstage beginnen bereits am Messe-Freitag.
Für Fachbesucher öffnet die Messe vom 19. bis 23. Oktober, das Publikum ist vom 21. bis 23. Oktober willkommen – täglich 9 bis 18.30 Uhr, am Messe-Sonntag nur bis 17.30 Uhr.
Das Tagesticket kostet 25 Euro(ermäßigt 15 Euro), ein Dauerticket 44 Euro, ein Familienticket 53 Euro. Ein Impfnachweis ist nicht erforderlich, Maskentragen wird empfohlen.
Alle Informationen im Internet: www.buchmesse.de