Essen. Das Album „Will Of The People“ spiegelt die gesamte Bandbreite des gemeinsamen Schaffens in über zwei Jahrzehnten. Perfekt ist es trotzdem nicht.
Lang lebe die Rock-Revolution! Die neue Platte von Muse jagt einem derart viel Adrenalin durch die Adern, dass selbst turmhohe Barrikaden kein ernsthaftes Hindernis mehr darstellen dürften. Die britische Formation hat lange warten lassen auf „Will Of The People“; an die Perfektion alter Schlüsselwerke kommt ihr neuntes Studioalbum allerdings nicht ganz heran.
In den vergangenen zehn Jahren hat das Trio um den Sänger und Gitarristen Matt Bellamy einen Wandel gewagt. Früher, da waren sie noch die ungestümen, unumstrittenen Halbgötter des Alternative Rock. Alben wie „Absolution“ (2003), „Black Holes And Revelations“ (2006) und „The Resistance“ (2009) gelten bis heute als Leuchtfeuer in dunkelster Musiknacht.
Mit „The 2nd Law“ kam dann 2012 aber plötzlich ein kaum erwarteter Hang zu Elektro-Sound-Elementen hinzu. Das hatte ungefähr die Wirkung, als würde man ein halb gefülltes Glas Champagner mit Discounter-Sekt auffüllen: Es wurde schwer genießbar.
„Will of The People“ hat auch pompöse Songs, als wär’s von Queen
Das zehn Stücke umfassende, nur 38 Minuten lange neue Werk spiegelt nun die gesamte Bandbreite des gemeinsamen Schaffens in über zwei Jahrzehnten. Es gibt Songs, die an früher erinnern, wie „Kill Or Be Killed“ und „Liberation“. Da geht es mit rauen Riffs gnadenlos nach vorn. Oder es kommt so pompös und glamourös wie ein Queen-Song aus den 70ern daher.
Anderes klingt dafür belang-, ja liebloser: „Verona“ etwa. Oder „You Make Me Feel Like It’s Halloween“. So etwas passt besser zum Kirmes-Autoscooter, als auf große Arena-Bühnen dieser Welt.
Wie sich das neue Material live anhört, können Fans 2023 auch in Köln erleben, wo Muse dann am 9. Juni auf der geplanten Welttournee im Stadion Station macht. Kenner wissen: Da wartet jede Menge visueller und akustischer Bombast. Und vielleicht sogar die nächste rockige Revolution.