Neu im Kino: Eine Sommerkomödie mit Stars, kernige Action mit Gerard Butler, Gute-Laune-Kino aus Frankreich und ein schwaches Grusel-Comeback.
„Ticket ins Paradies“
„Wir waren 24 Jahre verheiratet“, sagt der Mann. „Nein, es waren nur fünf“, erwidert seine Ex-Frau. Der Mann hält dagegen: „Die anderen 19 Jahre brauchte ich zur Erholung.“ Ja, es gibt durchaus funkelnde Dialogperlen in dieser Sommerkomödie, in der George Clooney und Julia Roberts die Eltern eines braven amerikanischen Töchterchens spielen, die sich spinnefeind sind – aber unbedingt vermeiden wollen, dass der Nachwuchs auf Bali einen schmucken heimischen Algenzüchter ehelicht.
Endlich wieder ein schöner Film im Kino, so hörte man schon. Es gibt in der Tat schöne Bilder von exotischen Schauplätzen, eine luftig leichte Geschichte und im Zentrum zwei Stars – die man auf Anhieb erkennt, weil sie hier vor der Kamera im Wesentlichen sie selbst sind.
Dabei ist Julia Roberts mit ihrem Sinn für Ironie mit Abstand das Beste an diesem Film. Dagegen wirkt George Clooney ziemlich lustlos. Er spult sein Programm als Charmebolzen ab, hier als Motzknubbel, was aufs Gleiche hinausläuft.
Aber da ist ja noch die Regie des Engländers Ol(iver) Parker, der nach dem zweiten „Mamma Mia“-Film erneut seinen Mangel an Talent in in einer Wolke aus filmischer Zuckerwatte versteckt. Die leichtfertig verschleuderten Möglichkeiten für eine scharfzüngige Screwball-Komödie mit gepfefferten Slapstickeinlagen münden hier lediglich in einen schönen Film mit Happy-End-Garantie. Davon gibt es eigentlich am Freitagabend (ARD) und am Sonntagabend (ZDF) seit Jahrzehnten mehr als genug. Aber nicht mit Julia Roberts und George Clooney! Der Kinotraum ist hier eine Bauchentscheidung.
„Die Küchenbrigade“
Cathy arbeitet im Team einer eitlen Fernsehköchin. Als es wegen eines Salatdressings zum Streit kommt, reicht Cathy die Kündigung ein. Der Traum vom Job als Chefköchin scheitert, und so landet Cathy zuletzt in einer Kantine für Heimkinder, die sich illegal im Land aufhalten und unter dem Radar der Behörden doch noch für einen dauerhaften Aufenthaltsstatus qualifiziert werden sollen.
Cathy krempelt die Ärmel hoch. Die Belastungsproben sind hoch, die jugendliche Migrantenklientel allerdings ist so ausgesucht freundlich und lernwillig, dass kein noch hinterhältiger Tiefschlag des Drehbuchs den Weg in die Sozialutopie vermasseln könnte.
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Regisseur Louis-Julien Petit hatte schon vor vier Jahren mit „Der Glanz der Unsichtbaren“ aufgezeigt, dass knallharte Sozialbotschaft und Gute-Laune-Appeal kein Widerspruch sein müssen. Diesmal hat er mehr Zucker als nötig übers Geschehen gestreut, aber mit der resoluten und sehr komischen Audrey Lamy und dem immer charmanten Francois Cluzet (der Milliardär aus „Ziemlich beste Freunde“) gibt es zwei Stars, die das weiße Bio-Französische zum Liebhaben mustergültig verkörpern. Nebenbei – Cathys Gerichte sehen in der Tat sehr lecker aus.
„Chase – Nichts hält ihn auf“
Es gibt tiefe Risse in der Ehe zwischen Will und Lisa. Für sie ist die Scheidung unabwendbar, er sieht das anders. Auch deshalb Fährt Will seine Frau für eine Auszeit zu ihren Eltern. Bei einem Tankstellenstopp ist Lisa plötzlich verschwunden. Will benachrichtigt die Polizei, fasst sich in Geduld, nach wenigen Stunden platzt ihm der Kragen und er macht sich auf eigene Faust auf die Suche. Wie das eben so ist, wenn ein Mann seinen Instinkten folgt und dabei von Gerard Butler verkörpert wird.
Der Schotte mit dem kernigen Blick und der Tendenz zum Bierbauch ist eine Leitfigur im testosterongetränkten B-Picture. Egal ob Katastrophenkino, Agentenaction oder Gangsterfilm, und mit welchen Partnern im Spiel, die Attraktion heißt Gerard Butler. Der Mann hat eben nicht nur Charisma, er ist auch ein solider Schauspieler. Den Bootsbauer glaubt man ihm hier zwar eher nicht, aber je verbissener er um seine Frau kämpft, desto besser ist er. Der Film drum herum kommt schnell zum Punkt und hält den Druck hoch. Für 90 Minuten Spaß reicht das.
„Jeepers Creepers: Reborn“
Eine Gruselikone aus den Nullerjahren kehrt zurück. Der Creeper ist eine Art Hinterwäldler, der alle 23 Jahre erwacht und sich dann 23 Tage lang Frischblutreserven für die nächste Schlafperiode anfuttert. Wie oft in solchen US-Filmen ist der Creeper eher nicht umzubringen. Im mittlerweile vierten Teil der Reihe kommt der Unhold gerade richtig, um ein paar jungen Leuten, die zu einer Gruselkirmes ins hintere Louisiana fuhren, mal zu zeigen, was echte Todesangst ist.
Nach dem düsteren Original 2001 und der atmosphärischen und noch mal deutlich besseren Fortsetzung 2003 grassieren jetzt nur noch Einfalt und Ideenarmut. Der Finne Timo Vuorensola strapaziert den penetrant selbstironischen Stil seiner „Iron Sky“-Idiotien und hat ein paar hübsche Darstellerinnen im Spiel. Das ist aber zu wenig für einen Gruselfilm, der nicht gruselig ist.