Bochum. Auftakt für die Ruhrtriennale. 600 Künstlerinnen und Künstler aus 30 Ländern werden in Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck erwartet.

Noch einen Tag bis zum Start der Ruhrtriennale, da wird sogar die mit Schweizer Gelassenheit gesegnete Intendantin Barbara Frey ein wenig nervös: „Langsam bekomme ich Herzklopfen“, gesteht sie bei der Programmvorstellung in der Bochumer Jahrhunderthalle.

Was die 59-jährige Regisseurin in ihrem zweiten Jahr an der Spitze des revierweiten Kulturfestivals auffährt, ist üppig. Von der Last der Corona-Auflagen weitgehend befreit (nur das Tragen einer Maske wird noch empfohlen), werden 500 Künstler aus 30 Ländern an den Spielorten in Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck erwartet.

Zwei Drittel der rund 32.000 Eintrittskarten für die Ruhrtriennale sind bereits vergriffen

Zwei Drittel der rund 32.000 Eintrittskarten für die 108 Vorstellung sind bereits vergriffen, heißt es. Besonders begehrt sind die Tickets für Freys „Das weite Land“ nach Arthur Schnitzler (20. bis 26. August, Jahrhunderthalle Bochum). Der Abend punktet mit dem Star-Ensemble des Wiener Burgtheaters und ist ausverkauft.

Eine Probe der Musiktheaterproduktion „Ich gehe unter lauter Schatten“, die zum Auftakt der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle in Bochum zu sehen ist.
Eine Probe der Musiktheaterproduktion „Ich gehe unter lauter Schatten“, die zum Auftakt der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle in Bochum zu sehen ist. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, 11. August, gleich doppelt musikalisch: Zunächst lädt die „Mysteriensonate“ von Heinrich Ignaz Franz Biber auf PACT Zollverein in Essen bei Wein und Brot zum Nachdenken ein.

Darauf folgt das Musiktheater „Ich geh unter lauter Schatten“ in der Regie von Elisabeth Stöppler, die die Jahrhunderthalle Bochum bei einsetzender Dämmerung in ein monströses Schattenreich verwandelt. Die Schwelle vom Leben zum Tod wird mit riesigen Stegen symbolisiert.

Video, Licht und Musik in der Bochumer Turbinenhalle

In ein imaginäres „Haus“ lädt die Komponistin Sarah Nemtsov vom 31. August bis 7. September in ihrem gleichnamigen Instrumentalzyklus in der Bochumer Turbinenhalle ein. Instrumente wie Harfe, Flöte, Klarinette und Schlagzeug mischen sich mit kunstvoll arrangierten elektronischen Klängen. Die Zuhörer erleben einen sinnbildlichen Gang durch dieses Gebäude, in dem viel mit Video und Licht gespielt wird – und dem auch dunkle Ecken nicht fremd sind.

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Zu den Höhepunkten zählt das Tanzstück „A Plot / A Scandal“ der Choreographin Ligia Lewis, die in ihrem Solo die eigene Familiengeschichte in der Dominikanischen Republik erforscht: mit Klängen, Bewegung und Tanz (ab 12. August in der Turbinenhalle Bochum).

Die Gladbecker Maschinenhalle Zweckel wird ab dem 26. August zur Heimat der Komposition „Schwerkraft und Gnade“, interpretiert von Chorwerk Ruhr und den Bochumer Symphonikern.

Für „Respublika“ wird die Jahrhunderthalle in Bochum zu einem kleinen Dorf

Für einige Furore sorgen dürfte ab 9. September die Performance „Respublika“ des Regisseurs und Videokünstlers Lukasz Twarkowski, das er mit einer litauischen Theatergruppe entwickelte. Die Jahrhunderthalle wird dafür in ein kleines Dorf verwandelt. Alles ist da: eine Küche, eine Sauna, ein Kino, ein Garten. Die Zuschauer werden zum Teil dieser illustren Kommune – und erleben am Ende des rund sechsstündigen Abends einen mitternächtlichen Techno-Rave.

Das komplette Programm gibt es unter ruhrtriennale.de