Kassel. Die Kritik an antisemitischen Motiven auf der Documenta reißt nicht ab. Die FDP forderte jetzt eine sofortige Unterbrechung der Kunstschau.
Nach neuer Antisemitismus-Kritik gegen die Documenta 15 am Mittwoch werden Forderungen bis zum Stopp der Kunstschau laut. Vertreter jüdischer Einrichtungen reagierten empört auf die neuen Funde.
Darunter ist der Leiter der in Frankfurt ansässigen Bildungsstätte Anne Frank. Meron Mendel sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Während unser pädagogisches Team am Infostand auf dem Friedrichsplatz über antisemitische Bildsprache aufklärt, werden erneut übelste antisemitische Karikaturen bekannt, auf die die künstlerische Leitung (...) aber offenbar schon vor Wochen von einer Besucherin hingewiesen worden war.“
Ein Besucher meldete die Darstellungen im Museum Fridericianum
Es stimme ihn „fassungslos, dass ich als damaliger Berater der Documenta nicht darüber informiert und stattdessen auf Basis eines juristischen Gutachtens entschieden wurde, die problematischen Werke mit eindeutig antisemitischer Bildsprache in der Ausstellung zu belassen“.
Nach Angaben der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen hatte ein Besucher der Ausstellung die Darstellungen im Museum Fridericianum gemeldet. Es handelt sich um Bilder in einer Broschüre, die 1988 in Algier erschienen ist. Die darin enthaltenen Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan zeigten teils antisemitische Stereotype und das Land Palästina, versehen mit Einordnungen, die dem Staat Israel seine Legitimität absprächen.
Bundespolitiker reagierten empört auf die Zeichnungen eines syrischen Künstlers
Bundespolitiker reagierten empört: „Die neuerlichen Antisemitismus-Vorwürfe offenbaren einen Abgrund. Die Documenta muss sofort unterbrochen werden“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erhob deutliche Vorwürfe gegen die neue Documenta-Leitung. „Entweder ist bei der Documenta niemand in der Lage, Antisemitismus zu erkennen, oder es ist niemand bereit, ihn zu verhindern“, sagte er der „Bild“.
„Leider lediglich intern bewertet“
Zu Wort meldeten sich auch die Gesellschafter der Documenta. Sie hätten „erstmals am Dienstagabend über die sozialen Netzwerke erfahren, dass (...) ein weiterer problematischer Gegenstand (...) hinsichtlich antisemitischer Bildsprache ausliegt“.
Diese Aussage ergänzten sie durch Kritik an der Leitung der Kunstschau: „Der Documenta-Leitung war dies bereits vor drei Wochen bekannt (...). Die (...) Frage, ob hier antisemitische Bildsprache vorliegt, wurde leider lediglich intern bewertet. Es wurde versäumt, eine geeignete Kontextualisierung vorzunehmen und die Besucherin über das Ergebnis der Klärung zu informieren.“