Dortmund. Der Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists unter Sir John Eliot Gardiner glänzten mit großem Schmelz beim Dortmunder Klangvokal-Fest.

Karfreitags-Qualitäten hat das Programm, mit dem der Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists derzeit auf Tournee sind. Es schwelgt in Trauermusiken von Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein, fügt nach der Pause noch Werke von Johann Sebastian Bach hinzu, deren Texte an dessen Johannespassion anschließen könnten. Hier gilt es der Entsagung von der Welt, der musikalischen Askese.

Unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner erklang diese Werkfolge jetzt auch beim Klangvokal-Festival im Konzerthaus Dortmund. Der Grandseigneur der historisch informierten Aufführungspraxis, bereits als Student Gründer der beiden Ensembles, hat diese zu einer Einheit von größter Geschlossenheit geschmiedet. Was da an vokaler und instrumentaler Exzellenz aufeinandertrifft, verschmilzt zu einem leuchtend dichten Klang, den das Ohr nicht mehr trennen mag.

Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists mit Exzellenz

Im Konzerthaus fasziniert bereits die perfekte Choreographie des Auftritts. Ob innige Choräle oder komplizierte Fugen, ob strahlendes Forte oder raunendes Misterioso, ob vereint oder zu zwei Formationen aufgeteilt: Dieser Chor hat immer neue Überraschungen auf Lager. Er kann ansatzlos das Tempo wechseln, Farben mit halber Stimme verschatten, aber auch so lange Bögen singen, dass man kaum mitbekommt, wo die Sängerinnen und Sänger atmen. Textverständlichkeit und -ausgestaltung sind vom Allerfeinsten.

Die Bläser spielen auf Zink, Naturtrompeten und Barockposaunen nachgerade unverschämt sicher. Wie hoch auf diesen historischen Instrumenten das Risiko für Kiekser ist, gerät dabei in Vergessenheit.

Am Ende sind es doch zwei A-capella-Stücke, deren Intensität im Ohr bleibt. Bachs Choral „O Jesu Christ“ füllt sich mit mildem Licht, als sei er aus feinstem Glas. Die Zugabe „Es ist nun aus mit meinem Leben“ von Johann Christoph Bach, ältester Sohn des Stammvaters Heinrich Bach, lässt alles Irdische auf leisen Flügeln hinter sich.