Düsseldorf. Der belgische Theater-, Opern- und Fernsehregisseur Ivo van Hove (63) wird 2024-2026 Intendant der Ruhrtriennale und verrät erste Schwerpunkte.

Die Ruhrtriennale bekommt mit dem belgischen Theater-, Opern- und Fernseh-Regisseur Ivo van Hove ab 2024 in doppelter Hinsicht einen alten Bekannten zum Intendanten: „Ich liebe dieses Festival“, bekannte er geradezu inbrünstig bei der Vorstellung durch Landes-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos), und erinnerte sich an erste Triennale-Begegnungen als Besucher in der Ära von Gerard Mortier. Aber auch inszeniert hat Ivo van Hove (63) bei der Ruhrtriennale, „Rocco und seine Brüder“ (2008) nach dem gleichnamigen Visconti-Film, „Teorema“ (2009) nach Pier Paolo Pasolini und eine Trilogie nach Romanen des niederländischen Schriftstellers Louis Couperus während der Triennale von Johan Simons.

Wie Simons begann der heute von vielen Festivals eingeladene van Hove, der oft minimalistische Mittel mit expressionistischer Bühnenkunst kombiniert, seine Regie-Karriere in den 80er-Jahren mit Inszenierungen an theaterfernen Spielorten wie Hafenspeichern und Wäschereien. Er war von 1998 bis 2004 Intendant des Holland Festivals, machte aber vor allem mit seinen Theater- und Operninszenierungen in ganz Europa sowie dem englischsprachigen Raum zwischen Taipeh und Buenos Aires, zwischen Sydney und New York Furore. Im Madrider Teatro Real brachte er die Opernfassung des Erfolgsfilms „Brokeback Mountain“ auf die Bühne; mit David Bowie arbeitete er bis kurz vor dessen Tod am „Lazarus“-Musical, 2023 wird van Hove sein Debüt an der New Yorker „Met“ feiern.

Ivo van Hove hält das Publikum für „klüger als man denkt“

NRW-Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen schätzt an dem Belgier, dass er „mit seinen ambitionierten Produktionen den Anspruch“ verfolge, „ein breites Publikum zu begeistern“, der Gelobte selbst charakterisiert seine generelle Herangehensweise an Bühnenkunst mit den Worten: „Ich möchte, dass es etwas Spaß gibt, aber auch etwas zum Nachdenken. Ein Theater, das sich um die Gesellschaft kümmert“. Als er das erste Mal am Broadway inszeniert habe, nämlich Arthur Millers „A View from the Bridge“, hätte alle Welt eine Katastrophe befürchtet – dabei habe er für die Inszenierung am Ende zwei Preise gewonnen: „Ich glaube, das Publikum ist viel klüger als man immer denkt.“ Mit Auszeichnungen ist van Hove in der Tat vom Laurence-Olivier-Award bis zu US-amerikanischen Tonys mehrfach dekoriert.

Inhaltlich will Ivo van Hove, der 2019 auch bei den Ruhrfestspielen zu Gast war, seine Triennale-Spielzeiten dem stärker werdenden Gegensatz zwischen Gesellschaftlichkeit und Individualitätsstreben der Menschen widmen sowie einem Phänomen, das sich gerade auch in der Ukraine bemerkbar mache: „Die neue, akzeptierte Kraft der Gewalt, mit der die Demokratie als Lebensform unter Druck gerät. Entscheidungen durch Beratungen und Verhandlungen werden immer schwieriger. Da geht es auch um eine Schwäche der Zivilisation.“

Ivo van Hove bleibt Chef des Internationalen Theaters in Amsterdam

Er werde weiterhin künstlerischer Leiter des Internationalen Theaters in Amsterdam bleiben, das er seit über zwei Jahrzehnten leitet, sagte van Hove und verwies darauf, dass dessen Direktorium aus drei Personen bestehe: „Und meine Verpflichtung dort ist: eine Inszenierung im Jahr, die mache ich dann bei der Ruhrtriennale.“

Für die bleibt es bei einem Jahres-Etat von durchschnittlich 16 Millionen Euro, wie Vera Battis-Reese als Finanzchefin der Trägergesellschaft Kultur Ruhr GmbH bestätigte. 13 Millionen Euro steuere das Land NRW bei, eine Million Euro der Regionalverband Ruhr und der Rest seien Einnahmen durch Kartenverkäufe und Gastspiele.