Gelsenkirchen. Einen neues Kultur-Juwel fürs Revier: die einstige Heilig-Kreuz-Kirche Gelsenkirchen ist für 14 Millionen Euro zum Veranstaltungsgebäude geworden.

Die Kulturlandschaft des Ruhrgebiets ist um ein kleines Juwel reicher: Die frisch renovierte Heilig-Kreuz-Kirche gilt als Gelsenkirchens neue Vorzeige-Spielstätte und hat das Zeug, weit über Grenzen von Stadt und Land hinaus zu strahlen. Oder wie Ruhrpott-Barde Stefan Stoppok es nach seinem Probeauftritt dort so treffend zusammenfasste: „Diese Kirche macht aus einem sehr schönen Konzert ein noch besseres Konzert.“

Die 1929 von Baumeister Josef Franke fertiggestellte Heilig-Kreuz-Kirche genießt auch in Architektenkreisen hohes Ansehen, zählt sie doch zu den Schmuckstücken des Backsteinexpressionismus in der Region. Bis 2007 war sie das Glaubenszentrum der katholischen Gemeinde Ückendorf. Das ist jene Ecke im tiefen Süden Gelsenkirchens, die wegen vieler dort lebender Zuwanderer aus Südosteuropa oft den Stempel „Problemstadtteil“ aufgedrückt bekommt.

Die Heilig-Kreuz-Kirche erhöht den Kreativ-Kietz-Charme von Ückendorf

Wer genauer hinschaut, stellt schnell fest, dass dort auch eine riesige Kreativszene heimisch geworden ist. Diese besondere Mischung verleiht dem Viertel einen gewissen Kiez-Charme. Durch die Eröffnung der Heilig-Kreuz-Kirche ist nun ein weiterer attraktiver Anlaufpunkt hinzugekommen.

Vor drei Jahren begannen die Umbauarbeiten am denkmalgeschützten Gebäude. 14 Millionen Euro sind seitdem verbaut worden, das Meiste davon Fördermittel aus Landes-, Bundes- und EU-Töpfen. Damit ist man, anders als bei vielen anderen Großprojekten, exakt im Kostenplan geblieben. Herausgekommen ist aber keine reine Kulturspielstätte, sondern ein Multifunktionshaus, das auch als Kongress­zen­trum und Stadtteiltreffpunkt funktionieren soll.

„Training unter Wettkampfbedingungen“ im „Gleitstart“

Nach der baulichen Fertigstellung im Sommer 2021 folgte ein eine Art Gleitstart: Fünf Probeveranstaltungen brachte der Gelsenkirchener Veranstalter Emschertainment als Betreiber des Spielortes auf die Bühne, von Klassik mit der Neuen Philharmonie Westfalen über Kabarett mit Gerburg Jahnke bis hin zum Rockkonzert im Unplugged-Format mit Stoppok. „An diesen fünf Abenden haben wir unsere internen Abläufe geprobt – beim Einlass, an der Garderobe, in der Gastronomie sowie beim gesamten technischen Equipment“, erläutert Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox. „Bei Sportlern hätte man das wohl Training unter Wettkampfbedingungen genannt.“ Das geschah aber nicht unter Vollauslastung: Nur rund 200 Besucher durften an den Probeabenden hinein. Bis zu 700 sind es im nun beginnenden Veranstaltungsalltag.

Die feierliche Eröffnung dieses neuen Kultur-Kathedrale sollte eigentlich im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt im Januar erfolgen. Doch Corona durchkreuzte diese Pläne. Geplanter Nachholtermin inklusive Bürgerfest ist nun der Mai.

Deckenmalereien in 22 Metern Höhe

Und alle, die kommen, werden staunen: über die in 22 Meter Höhe gelegenen Deckenmalereien, über das fantastische Ambiente, das die Lichtanlage in das Haus hineinzaubert. An diesem Samstag steigt nun der erste offizielle Abend in Heilig-Kreuz; die Ehre der Premiere wird Comedian und YouTube-Star Freshtorge zuteil – binnen einer Stunde war die Kirche ausverkauft. Sicher nicht zum letzten Mal.