Gelsenkirchen. Der Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf legt seinen bislang persönlichsten Roman vor. „Ostfriesensturm“ erzählt auch von Wolfs eigener Höllenfahrt.

Krimi-Autor Klaus-Peter Wolf steigt für seinen neuen Roman tief in die Hölle seiner Kindheit hinab. Der 68-Jährige wuchs einst im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf mit einem alkoholkranken, aggressiven Vater auf. Ein tiefes Trauma, das er in „Ostfriesensturm“ Niklas auf den Leib und sich selbst von der Seele schreibt.

Es ist Wolfs persönlichstes Buch. Denn neben gewohnt bizarren Auftragsmorden und spannender Täterjagd, neben ostfriesischer Gemütlichkeit und maritimer Urlaubsidylle thematisiert der Autor seine eigenen seelischen Verletzungen. Wann immer der Vater Frau und Sohn im Suff gnadenlos terrorisierte, schob das Kind ihm in Weinbrandbohnen gedrückte Pillen unter. Von dem inzwischen verbotenen Medikament gegen Alkoholsucht war der Mann tagelang schwer krank, ließ die Familie aber in Ruhe. Der junge Wolf fühlte sich damals gleichermaßen als Held und als Verbrecher.

Klaus-Peter Wolfs jüngster Roman „Ostfriesensturm“ erzählt auch vom Leben des Autors

Erst nach dem Tod seiner Eltern, sagt Wolf, konnte er diese bittere Zeit literarisch verarbeiten: „Ich habe das Schreiben an diesem Roman wie eine Befreiung erlebt.“

Es ist der nunmehr 16. Krimi in der mehrfach fürs ZDF verfilmten Erfolgsreihe rund um Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Und der erste, in dem die Corona-Pandemie wie eine Sturmflut auch über den Norden hereinbricht. Lockdown, Masken, Beherbergungs- und Kontaktverbote drücken auf die Stimmungslage der Figuren. Den 17-jährigen Niklas belastet dazu die Trunksucht des Vaters. Die Flucht aus diesem familiären Alptraum gelingt ihm erst durch die Begegnung mit der Kunst. Dem Erfolgsautor Wolf halfen eine Therapie und das Schreiben: „In der schöpferischen Kraft liegt Heilkraft“, sagt Wolf. So überzeugt dieser Krimi auch durch eine berührende Authentizität. Bei der Erinnerung an den eigenen Vater, der im Nazi-Deutschland aufwuchs, lässt der Wahlostfriese heute Milde walten: „Das war ja eine verletzte, traumatisierte Generation.“

Klaus-Peter Wolf: Ostfriesensturm. Fischer Taschenbuch, 555 S., 13 Euro.