Dortmund. Fünf Bücher waren im Rennen, gewonnen hat die aus Gelsenkirchen stammende Autorin Enis Maci. Geehrt wird sie für ihr Werk „Eiscafé Europa“.
Es hätte auch Hilmar Klute werden können (mit seinem Roman „Was dann nachher so schön fliegt“), Sarah Meyer-Dietrich („Ruhrpottkind“), Eva Sichelschmidt („Bis wieder einer weint“) oder Karosh Taha („Beschreibung einer Krabbenwanderung“). Doch am Ende bekam die 1993 in Gelsenkirchen geborene und dort auch aufgewachsene Enis Maci den Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr coronasicher auf dem „Eventschiff Herr Walter“ im Dortmunder Hafen verliehen.
Der Preis ist erstmals für ein einzelnes Buch vergeben worden und mit 15.000 Euro dotiert. Der Regionalverband Ruhr, der den Preis gemeinsam mit dem Literaturbüro Ruhr in Gladbeck vergibt, hatte 2019 ein neues Konzept für den Literaturpreis Ruhr beschlossen; nun werden Autorinnen und Autoren für ein aktuelles Werk ausgezeichnet; zuvor stand die literarische Gesamtleistung im Fokus.
Von Feminismus bis zur Identitären Bewegung
Enis Maci wird ausgezeichnet für ihren Essayband „Eiscafé Europa“, in dem sie den unterschiedlichsten aktuellen gesellschaftlichen Fragen nachgeht – von Feminismus bis zur Identitären Bewegung, vom Islamismus bis zur Literatur, alles vor dem Hintergrund ihrer albanischen Familie und dem Großwerden in Gelsenkirchen, im Ruhrgebiet. Die Autorin, die bereits 2010 als Schülerin noch mit dem Förderpreis zum Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet wurde, studierte zunächst am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und schloss die London School of Economics mit einem Master in Kultursoziologie ab. Sie schrieb mehrere Theaterstücke (mit „Mitwisser“ gastierte eines davon auch bei den Mülheimer „Stücke“-Tagen) und war Hausautorin am Nationaltheater Mannheim.
Den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis bekam die Essener Lehrerin Anne Becker für ihr Jugendbuch „Die beste Bahn meines Lebens“ (ab 11) verliehen – die berührende Geschichte von Jan und Flo, zweier besonderer Jugendlicher: Er ist ein Top-Schwimmer, leidet aber an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche - und sie hält Hühner und zeichnet nicht nur deren Leben in mathematischen Tabellen auf. Ein Buch, das eigenwillige Köpfe sympathisch macht und Mut dazu, Konformitätsdruck auszuhalten.
Ehrenpreis 2020 geht an Herbert Knorr
Den erstmals verliehenen Ehrenpreis bekam Herbert Knorr, der langjährige Leiter des Literaturbüros Ruhr in Unna. Karola Geiß-Netthöfel, RVR-Regionaldirektorin unterstrich: „Die Neuausrichtung unseres Preises war richtig und ist ein voller Erfolg. Wir haben 66 Vorschläge für den Hauptpreis und 108 Bewerbungen und Nominierungen für den Förderpreis erhalten. Damit unterstreichen wir erneut die besondere Bedeutung der Literaturszene im Ruhrgebiet.“ (red)
Der Literaturpreis Ruhr im Netz: www.literaturpreis.rvr.ruhr und www.literaturbuero-ruhr.de