Essen. Im Mittelalter-Spektakel „Excalibur” mimt Michael Mendl (65) den Erzähler und den Zauberer Merlin. Warum er eher ein Typ für gebrochene Gestalten ist, hat uns der charismatische Schauspieler im Gespräch verraten.
Die Artus-Sage wartet mit allem auf, was eine spannende Geschichte braucht: Tapfere Ritter, bezaubernde Frauen und ein magisches Schwert. Böse Intrigen, wallende Nebel und eine geheimnisvolle Insel. Gut gehütete Geheimnisse, harte Kämpfe und ein unbedarfter Junge, aus dem ein mächtiger König wird.
Der Stoff, der schon zahlreiche Schriftsteller und Filmemacher inspirierte, packte auch Komponist, Musiker und Produzent Alan Simon. Mit „Excalibur” schuf der Franzose eine keltische Rock-Oper, die es in sich hat. Was am 24. und 25. Juli im bayrischen Kaltenberg als Premiere zu sehen war, wartet mit mehr als 100 Musikern, Akrobaten, Stuntmen und Darstellern auf. Darunter: einige der größten Rockstars der 70er- und 80er-Jahre wie Alan Parsons, John Helliwell (Supertramp), Martin Barre (Jethro Tull) und Les Holroyd (Barclay James Harvest), die Celtic-Folk-Heroen von „Fairport Convention”, die Mittelalter-Band „Corvus Corax”, Harfenist Andreas Vollenweider, der 3-fache European Song Contest-Gewinner Johnny Logan und ein Symphonieorchester.
Der heimliche Held der Legende
In einer Doppelfunktion als Zauberer Merlin und als Erzähler ist Schauspieler Michael Mendl (65) zu sehen. Er ist der heimliche Held dieser Legende. Für Mendl, der vor allem als Charakterdarsteller in TV- und Spielfilmen wie „Kelly Bastian” (2001), „Im Schatten der Macht” und „Der Untergang” (2004), „Karol Wojtila – Geheimnis eines Papstes” oder „Die Gustloff” (2007) Furore machte, eine sehr reizvolle Rolle.
Die Termine
Excalibur – The Celtic Rock Opera. Montag, 18. Januar, Köln, Lanxess-Arena; Freitag, 22. Januar, 20 Uhr, König-Pilsener-Arena Oberhausen. Karten (40,56- 98,34 Euro, zzgl. Geb.) tel. unter 0180 557 00 13 (0,14 Euro/Min. a.d.dt. Festnetz, Mobilfunktarife können abweichen) und im Ticketshop. Weitere Informationen erhalten Sie unter:
Anders als Nicol Williamson in John Boormans Verfilmung „Excalibur” (1981) oder Sam Neill in Steve Barrons Zweiteiler „Merlin” (1998) legt er seine Figur weder als gefühllosen Lenker noch als romantisch Liebenden an. „In der Sagenwelt gilt er als Zauberer. Aber in der Art und Weise wie ich ihn darstelle, ist er eher ein Spielführer”, sagt Mendl im Gespräch in Köln, „er ist ein Entertainer und ein unterhaltsamer Clown. Einer, der mit allen Wassern gewaschen ist. Aber auch ein ganz normaler Mensch, der manchmal melancholisch ist oder aggressiv reagiert.” Kein Mächtiger so wie all die Politiker, Kirchenmänner und Offiziere, die Mendl bereits brillant verkörpert hat: „Ich glaube schon, dass Merlin gerne mehr Verantwortung getragen hätte, aber das verläuft in gewissen Grenzen. Er versucht schon, den Menschen von Nutzen zu sein, und er hat auch durchaus eine Vorbildfunktion. Aber wenn er wirklich hätte zaubern können: Warum hat er dann nicht den Gral herbeigezaubert?”
Wer hat das nötige Charisma?
Dass Mendl die Rolle angeboten bekam, war eigentlich absehbar: „Man hat sich in Deutschland umgesehen und gefragt: ,Wer könnte den Merlin spielen? Wer hat das nötige Charisma, das Handwerk und das Aussehen?'” Mendl hat all das. Wobei sein markantes Aussehen, wie er einräumt, ihn durchaus festlegt: „Ich bin nun mal kein blonder Ferdinand, kein blonder Liebhaber. Was zu mir passt, das sind die Dunkleren, die Gebrochenen, die mit dem Geheimnis.” Gar zu finstere Gestalten hat er dennoch immer abgelehnt: „Mir geht es nur darum, erkennbar die Menschen zu zeigen. Ich möchte in meiner Arbeit als Schauspieler rüberbringen, dass keiner böse geboren wird, sondern dass in jedem der kleine naive Junge steckt, der mit fünf Jahren sein Erdbeereis geschleckt hat.”
Mendls Merlin kommt nicht nur mit einem Augenzwinkern und einer samtig-sonoren Stimme daher, sondern auch mit einem echten Vollbart. Den sich der Schauspieler erst wieder wachsen lassen muss. Als Junge, soviel verrät er noch, hat er eher deutsche Heldensagen als die keltische Artussage gelesen: „Nach dem Krieg die typische Lektüre.”
Umso mehr hat ihn beeindruckt, mit Musikern wie Alan Parsons oder Les Holroyd auf einer Bühne zu stehen: „Das ist schon toll und war ein Grund, warum ich sofort zugesagt habe. Meine Platten von Alan Parsons habe ich heute noch und spiele sie nass ab. Wenn man sie persönlich kennen lernt, sind diese Barden ganz wunderbare Menschen.”