Essen. Wenn Ivo Batic sein Gedächtnis sucht, dann seinem Partner Franz Leitmayr eine geladene Pistole an den Kopf hält, und intrigante Netze gesponnen werden – dann liegt der Tatort in München. Wie am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.
Vogelzwitschern, Sonnenschein, ein weites Kornfeld – und Ivo Batic. Sein Gesicht ist zermackt, sein weißes Hemd fleckig, sein Blick ist wirr. Und er hat Hunger. Doch die Geheimzahl für sein Konto weiß der Kriminalhauptkommissar nicht mehr, also flippt er aus – und bricht zusammen.
„Kennen wir uns?“, fragt er im Krankenhaus. Sein Kollege Franz Leitmayr will ihm nicht glauben, muss dann aber schnell einsehen: Ivo leidet unter Amnesie, hat sein Gedächtnis verloren. Und die Verwirrungen im Tatort „Wir sind die Guten“ vom Bayerischen Rundfunk können beginnen. Ein rasantes Spiel um Männerfreundschaft, Intrigen und Machtspielchen mit hervorragender Besetzung.
Klarer Fall?
Eigentlich soll das Münchner Ermittler-Duo den Mord an der jungen Kollegin Leah aufklären. Die Rauschgiftfahnderin ist offensichtlich in Drogengeschäfte verwickelt gewesen. Das Team am Tatort findet die Beweise klassisch unter der Bodendiele. Klarer Fall. Franz Leitmayr ist skeptisch. Und er glaubt die Geschichte noch weniger, als ein Einsatzkommando Ivo Batics Wohnung stürmt, durchsucht und auch dort Drogen findet. Die Indizienlage ist erdrückend. Also macht sich Ivo auf die Flucht.
Getrennt voneinander versuchen der Flüchtige Ivo und Kommissar Franz, der immer auf dem schmalen Grat zur Suspendierung balanciert, die Intrige aufzudecken. „Du und ich, wir sind Polizisten. Wir sind die Guten“, will Franz dem Ivo klar machen. Doch der erinnert sich an erstaunlich wenig.
Eine harte Probe
Weder weiß er, dass er mit der Toten vor einiger Zeit ein Verhältnis hatte, noch wer der grimmige Mann mit dem wehenden Ledermantel ist, der ihn ständig verfolgt. Zumindest an seine unorthodoxen Ermittlungsmethoden kann er sich offenbar erinnern. Und das bringt die Spurensuche weit nach vorne. Doch spätestens als Ivo per Haftbefehl gesucht wird, er seinem Kollegen und Freund Leitmayr die Dienstwaffe an den Kopf hält und ihn dann halbnackt im Regen stehen lässt, wird die Männerfreundschaft auf eine harte Probe gestellt.
Die Besetzung dieses Münchener Tatorts kann sich sehen lassen: Michael Mendl gibt als Rüdiger Stolze den harten Chef-Ermittler mit weichem Kern. Nikolaus Paryla überzeugt als zartbesaiteter Vater der Toten. Und Max Hopp spielt den absoluten Prototypen des schmierigen, kaugummikauenden Drogenfahnders. Und natürlich das Münchner Duo Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) – diesmal eben etwas derangiert.
Rasante Schnitte
Während sich die Tatort-Serie häufig durch das ruhige Erzählen der Handlung auszeichnet, so geht Regisseur Jobst Oetzmann diesmal in die Vollen: Mit hektischen Schnitten, Szenen in Schwarz-Weiß und Echtzeit-Split-Screens nimmt der Tatort ordentlich Geschwindigkeit auf.
Und auch wenn diese Münchner Folge nicht ohne stereotype Sonnenbrillen-Tarnung, gezückte Äxte und fiese vermeintliche Ärzte auskommt, lohnt es sich den verzweifelten Ivo Batic dabei zu beobachten, wie er sein Gedächtnis zurück erlangt. Selten hat man ihn erst so unsicher und kindlich, dann so aggressiv und verzweifelt gesehen, wie in diesem Tatort. Und nicht nur er stellt sich bis zum Schluss die Frage: Sind sie wirklich die Guten?
BR Tatort „Wir sind die Guten“, Sonntag, 13. Dezember, 20.15 Uhr, ARD.