Essen. . Die Idee von Sommerspielen 2032 in NRW hat eine erstaunliche Eigendynamik entwickelt - dank Sportmanager Michael Mronz.
Sein erstes Sportturnier organisierte Michael Mronz als Abiturient. Heute zählt der 52-Jährige zu den einflussreichsten Sportmanagern Deutschlands. Einen Namen gemacht hat sich Mronz etwa als langjähriger Chef der Aachener Reitturnier GmbH. Die Gesellschaft vermarktet und organisiert den CHIO Aachen. Es ist das größte Reitturnier der Welt. Bis Olympia ist es da nicht mehr weit. Jedenfalls im Kopf.
Im wahren Leben dagegen muss man sich den Weg zu Olympischen Spielen in Deutschland wohl mindestens als eine Art Zehnkampf vorstellen, auf den unmittelbar ein Triathlon folgt mit anschließender Besteigung des Mount Everest – ohne Sauerstoffmaske. Mit seiner Idee von Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Nordrhein-Westfalen hat sich Michael Mronz also einiges vorgenommen.
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Ungestüm nach vorne zu preschen ist Mronz’ Art dabei nicht. Dem Bruder des deutschen Ex-Tennisprofis Alexander Mronz steckt zwar die Leidenschaft des Sportlers im Blut. Er ist aber eher ein Typ, dem das Großspurige fern liegt und der komplexe Fragen lieber „sachlogisch“ beantworten will, statt sich selbst dabei in den Mittelpunkt zu stellen. Der Kölner will ohnehin nicht, dass die Frage, ob die Spiele 2032 tatsächlich nach NRW geholt werden können, allzu sehr mit seiner Person verknüpft wird. Doch es ist nun mal so, dass die Idee von Olympia an Rhein und Ruhr nach vergeblichen Anläufen vergangener Jahrzehnte vor allem seinetwegen wieder in der Welt ist. Und es spricht derzeit wenig dafür, dass sie so schnell wieder verschwinden wird.
Olympia würde in 14 NRW-Städten ausgetragen
Seit über drei Jahren schon rührt Mronz unermüdlich die Werbetrommel, um die Spiele 2032 ins NRW-Kernland zu holen, ausgetragen in 14 Städten: sieben im Rheinland, sieben im Ruhrgebiet (siehe Grafik). Anfangs belächelt hat das als reine Privatinitiative gestartete Projekt „Rhein Ruhr City 2032“ längst Fahrt aufgenommen. Die NRW-Landesregierung und eine stattliche Zahl zahlungskräftiger Sponsoren weiß Mronz hinter sich, darunter Evonik, die RAG-Stiftung, die Deutsche Post und den Rheinischen Sparkassen- und Giroverband.
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Seit einem Jahr gibt es ein 180 Seiten starkes Konzeptbuch mit Steckbriefen möglicher Wettkampfstätten, einer Analyse der Infrastruktur und Vergleichen mit anderen Olympia-Städten. Drei wichtige Standortfragen lässt das Mronz-Konzept bisher noch unbeantwortet: Wo die prestigeträchtigen Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden sollen und ob dafür ein neues, möglicherweise temporäres Stadion gebaut werden soll oder eine vorhandene Arena zum Einsatz kommt, ist ebenso offen wie die Vergabe des Olympischen Dorfs und des Pressezentrums.
Mronz weiß große Konzerne hinter sich
Immer wieder geht Michael Mronz Klinkenputzen – zuletzt beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne. Zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warb er dort für die Austragung der Spiele 2032. Dem Gespräch mit IOC-Chef Thomas Bach wohnte auch die Vorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Veronika Rücker, bei. Laschet sprach im Anschluss von „einem guten, offenen und wichtigen Gedankenaustausch.“ Der Ministerpräsident hat die Olympia-Idee längst zur Chefsache erklärt. Er glaubt an die Sportbegeisterung der Menschen im Land. „Leere Stadien wird es bei uns nicht geben“, sagte Laschet wiederholt.
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Der NRW-Ansatz „nachhaltiger und bodenständiger“ Spiele dürfte dem IOC derzeit gut ins Konzept passen. In seiner „Agenda 2020“ hatte sich das IOC neue Leitlinien gesetzt. Olympia soll kostengünstiger und weniger bombastisch ausfallen. Zudem sollen sich künftig auch Regionen, nicht nur Einzelstädte als Ausrichter bewerben können. All das spiele der NRW-Bewerbung in die Karten, glaubt Michael Mronz. Der Sportmanager setzt in seinem Konzept vor allem auf den Nachhaltigkeitsfaktor, der sich im Ballungsraum Rhein-Ruhr nach seiner Auffassung wie sonst nirgends realisieren ließe. Das kommt gut an in einer Region, in der es viele gesellschaftliche Gegensätze gibt, der Sport im Großen wie im Kleinen aber ein starkes verbindendes Element ist. „Mehr als 80 Prozent der benötigten Sportstätten sind bereits vorhanden. Keine andere Region in Deutschland und in Europa hat diesen Standortvorteil“, betont Mronz. Alle Sportstätten seien schon heute in Benutzung und würden von ihren Trägern oder Vereinen in der Regel laufend modernisiert. Mit rund 63 Kilometern sei der um alle Olympiastätten in NRW gezogene Radius nicht größer als in Los Angeles, das die Spiele 2028 ausrichtet.
So weit, so gut. Doch will NRW die Spiele überhaupt? Ist Olympia in Zeiten von Doping-Skandalen und hemmungsloser Sport-Kommerzialisierung noch gesellschaftsfähig? Zweifel sind angebracht. Kritiker wie der Linken-Politiker Wolfgang Freye aus dem Ruhrgebiet bemängeln, eine vorhandene Sportinfrastruktur sei noch lange kein Bewerbungskonzept. Schon jetzt sei der Investitionsstau in vielen Sportanlagen des Landes immens. Die große Unbekannte ist aber der Bürgerwille. Die letzten deutschen Olympia-Hoffnungen in Hamburg und München scheiterten kleinlaut am Widerstand der Bevölkerung. Wäre das in NRW nicht ebenfalls so? Immerhin: Eine repräsentative Emnid Umfrage im Auftrag der WAZ filterte vor zwei Jahren eine positive Stimmung zumindest im Ruhrgebiet heraus: Damals begrüßten es mehr als zwei Drittel der Befragten, wenn das größte Sportereignis der Welt in der Region ausgetragen würde. Bei den 18- bis 29-Jährigen befürworteten sogar drei Viertel Spiele im Revier.
Laschet und Mronz wollen die Bevölkerung mitnehmen
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Laschet und Mronz haben stets betont, ein Ja der Bevölkerung sei Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung. Den geeigneten Zeitpunkt für eine Bürgerbefragung sieht Mronz 2024 gekommen, zwölf Monate nach Beginn des so genannten Evaluierungsprozesses der Bewerber mit dem IOC. „Dann stehen wir ein Jahr vor der möglichen Vergabe und haben eine klare Konzeption mit allen Details als Entscheidungsgrundlage für eine Bürgerbefragung vorliegen – auch ein transparentes und seriöses Finanzierungskonzept“, versichert Mronz im Gespräch mit dieser Redaktion. Man wolle die Menschen der Region aber von Beginn an mitnehmen und setze schon jetzt auf einen aktiven Bürgerdialog. Mronz: „Es muss eine Bewerbung aus der Mitte der Gesellschaft heraus werden.“