Essen. Der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Al Gore behauptet in seinem neuen Buch über die Klimakatastrophe: "Wir haben die Wahl" und bringt den Amerikanern die Energiewende näher.
Tue Gutes und rede darüber. Kaum jemand hat das so verinnerlicht wie der frühere US-Vizepräsident Al Gore, der den Menschen das Umweltproblem der globalen Erwärmung erklärt. 2007 erhielt er dafür eine Hälfte des Friedensnobelpreises. Seine Kritiker werfen ihm vor, mit der Klimakatastrophe Kasse zu machen.
In Deutschland erscheint nun, kurz vor der Weltklimakonferenz in Kopenhagen, Al Gores zweites Buch über die globale Klimakrise. „Wir haben die Wahl” heißt es – ein so pathetischer wie banaler Titel, der da vor dem wohl unvermeidlichen Abbild einer Erdkugel schwebt. Es ist ein Sachbuch, über 400 Seiten dick, mit schönen Farbfotos und Grafiken. Ein Plädoyer für Energiewende und neue Lebensstile.
Eigentlich, und das ist schade, ist das Buch eher an die amerikanische Leserschaft adressiert. Dazu muss man wissen, dass die USA im Jahr eins von Barack Obama erbittert um die ersten ambitionierten Klimaschutzgesetze in der Geschichte ringen. Der durchschnittliche US-Bürger, der immer noch einen geländegängigen Truck dem japanischen Hybridauto vorzieht, weiß wenig von Klimaproblem und alternativen Energien.
Bibel und Sinnsprüche
Und so doziert Gore über die Funktionsweise von Windturbinen und Fotovoltaik-Modulen. Für ihn sind das „Lösungswege aus der schwierigsten Krise der Menschheit”. In Deutschland ist die Technik nichts Besonderes mehr, dort ist man Jahre weiter.
Typisch Gore sind auch die vielen Bibelzitate und Sinnsprüche, die sich durchs Buch ziehen. Tiefgläubig (und als Appell an die konservativen Kräfte in den USA) mahnt er, die Schöpfung zu bewahren. „Gott ist unser Zeuge, wir haben Fehler gemacht”, entschuldigt er sich zum Schluss bei der künftigen Generation.
Schon im ersten Buch hatten wir Klimasünder da ein ziemlich schlechtes Gefühl. Diesmal aber hält sich die Moralpredigt in Grenzen, was das Buch lesenswert macht. Gore spricht von Chancen, von Erkenntnis, von ermutigenden Entwicklungen und davon, wieviel Einfluss die Klimaskeptiker in den USA haben.
Al Gore: Wir haben die Wahl - Ein Plan zur Lösung der Klimakrise, Riemann Verlag, 426 S., 21,95 Euro