Wuppertal. In Wuppertal droht die Schließung des Sprechtheaters. Der Kulturdezernent sieht es als Vorspiel einer dramatischen Entwicklung. Theater-Chef Christian von Treskow ist sicher: "Das ist das Ende der Wuppertaler Bühnen, wie wir sie kennen."
Die Steuereinnahmen gehen zurück, viele Städte und Gemeinden lavieren am Rande der Zahlungsunfähigkeit, und nun trifft es die Theater: Einsparungen, Etatkürzungen landauf, landab. Die jüngste Hiobsbotschaft: Das Schauspiel Wuppertal steht vor dem Aus. Über 200 Millionen Euro will die mit 1,8 Milliarden Euro verschuldete Stadt in den nächsten Jahren einsparen. Mit zwei Millionen Euro soll das Theater dazu beitragen. So sieht es der Entwurf zum Haushaltssicherungskonzept vor.
Für Kulturdezernent Matthias Nocke ist die Debatte nur das Vorspiel einer dramatischen Entwicklung, die in wenigen Monaten zu einem landesweiten Klagegesang anschwellen könnte. Die finanzielle Bedrohung der Bühnen sei ein strukturelles Problem, das man auf Landes- und Bundesebene diskutieren müsse. Nocke erinnert dabei an den NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) ins Spiel gebrachten „Theaterpakt”: „Wir sind jedenfalls nicht allein”, weiß Nocke. Oberhausen steht unter einem strikten Spardiktat. Für ein Zwei-Sparten-Haus wie Wuppertal aber ist eine Kürzung von zwei Millionen bei einem 11-Millionen-Euro-Jahresetat existenzbedrohend. Zumal dem Theater zuletzt noch 500 000 Euro abgeknapst wurden, die nun in Schulmittagessen fließen.
Es gibt nur Ratlosigkeit
Ab der Spielzeit 2012/2013 will man sich deshalb „aktiv nach Partner umschauen, damit Theater in Wuppertal künftig möglich ist”, hofft Nocke. Mit den Städten Remscheid und Solingen pflegt man ohnehin die Kooperation. Die Suche nach anderen potenten Partnern könnte schwierig werden. Zumal die unsinnige Musiktheater-Fusion mit Gelsenkirchen nach wenigen Jahren scheiterte.
Spekulationen, ob am Ende nur das Schauspiel oder das Musiktheater überlebt, hält Theater-Chef Christian von Treskow dabei für müßig. „Das wäre auch mit einer Sparte schwer zu machen.” Am Ende des Einsparprozesses bliebe wohl nur ein Haus – ohne Bühnenbild, ohne Chor, ohne Schauspieler. Von Treskow steht vor einem Dilemma. Eben erst zum Intendanten gekürt, hat er nun ein Theater, das wegen Sanierung geschlossen ist und die Aussicht auf einen drastischen Sparkurs. „Im Moment gibt es nur Ratlosigkeit”, bekennt der Schauspiel-Chef. Eines sei am Ende des Einsparprozesses wohl sicher: „Das ist das Ende der Wuppertaler Bühnen, wie wir sie kennen.” Er weiß derzeit nur ein Rezept: „Spielen, spielen, spielen.” (MaS)