Bottrop/Duisburg. . Zwei Ausstellungen in der Region mit sehenswerten Fotos: Claus Goedicke im Quadrat in Bottrop und ein Trio in der Cubus-Kunsthalle in Duisburg.
All die Dinge, die unseren täglichen Tag ausmachen, sehen wir irgendwann nicht mehr, selbst wenn wir nach ihnen greifen. Oder wir sehen bestenfalls noch Funktion und Gebrauchswert. Der Fotograf Claus Goedicke aber befreit sich von der Blindheit des Alltags und rückt seine Gegenstände in den Fokus, wie sie sind.
Die sichtlich benutzte Axt und das Gaspedal. Den alten, jammervollgesogenen Putzlappen und die kunstvoll aufgebaute, hier aber ausgebaute Platine. Der Schlüsselbund und die ausgelatschten Schuhe – all dies nimmt Goedicke so ernst wie sonst niemand, er macht die Dinge zu den Helden seiner Fotografien, von denen derzeit 65 im Bottroper Museum Quadrat ausgestellt sind.
Charme und Präzision von Fahndungsfotos
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Der 1966 in Köln geborene, in Berlin lebende Meisterschüler von Bernd Becher an der Düsseldorfer Akademie lichtet die Dinge frontal und äußerst lakonisch ab, sie haben den Charme und die Präzision von Fahndungsfotos, auch in der frontalen Draufsicht. Nicht selten bildet die „natürliche“ Umgebung der Dinge auch den Hintergrund in Goedickes Bildern, die Kartoffel ruht auf einem Jutegeflecht, der weiß gepunktete Spielball im Sand, der Zirkel auf Millimeterpapier, die Babywindel auf der Kuscheldecke.
In Bottrop hat Goedicke seine Fotos zum Teil jenseits aller Sachlichkeit in Gruppen arrangiert, die bei aller Lakonik doch Geschichten zu erzählen scheinen: Das Gaspedal findet sich neben einem abgelösten Puppenauge und einem Ölfleck. Die Eheringe, das Wasserglas, die Schmerztablette, das Kopfkissen, die Spritze und das Kalenderblatt vom 8. März scheinen eine unbehagliche Geschichte zu erzählen. (Bis 7. Mai; das alphabetisch sortierte Katalogbuch hat der Quadrat-Chef Heinz Liesbrock bei Schirmer/Mosel herausgegeben: 39,80 €.)
Cubus-Kunsthalle neben dem Lehmbruck-Museum
Und weil man in Bottrop vielleicht nicht genug bekommt, könnte man nach Duisburg zur Cubus-Kunsthalle neben dem Lehmbruck-Museum weiterfahren. Dort stellen derzeit drei Fotografen aus, unter denen Friedrich Monzel die ungewöhnlichsten Bilder aufnimmt – bewusst verwackelte Digitalbilder von Ikonen des Sehens wie dem Empire State Building.
Der Belgier Wim de Schamphelaere stellt Reiseeindrücke aus Hunderten von Einzelbildern zusammen, der Schweizer Luca Zanier lichtet Gebäude ab wie das Europaparlament und die Fifa-Zentrale, in denen systemrelevante Entscheidungen fallen. (Cubus-Kunsthalle, Friedrich-Wilhelm-Str. 64, Duisburg; bis 30. April)