Bochum. Das kulturhistorische Museum Haus Kemnade hat zwei aktuelle Ausstellung zu bieten. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein.

  • Im Haus Kemnade sind bis zum 24. April zwei ganz unterschiedliche Ausstellungen zu sehen
  • Jorn Ebner präsentiert eine Klang-Installation, Peter Beckmann zeigt 49 „Totentanz“-Grafiken
  • Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, der Eintritt ist jeweils frei

Im kulturhistorischen Museum Wasserburg Haus Kemnade laufen aktuell zwei Ausstellungen: Die Grafikserie „Der Tod tanzt auf dem Lande“ von Peter Beckmann und eine Klang-Installation des Berliner Künstlers Jorn Ebner. Zu erleben sind zwei künstlerische Äußerungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.

„Sterben müssen wir alle!“ Das sagt sich leichthin, jedenfalls, solange der Tod noch weit scheint. Aber es kann natürlich nicht schaden, sich bereits zu Lebzeiten mit dem Unausweichlichen auseinanderzusetzen. Der Bochumer Künstler Peter Beckmann (*1953) tut das mit seinen filigranen „Totentanz“-Grafiken; seit Jahrzehnten sind die Figuren mit dem grinsenden Totenschädeln seine Lieblinge. Nachdem Beckmann Gevatter Hein schon auf Kartenspielen oder im Milieu des Bergbaus Fratze zeigen ließ, ist nun „Der Tod tanzt auf dem Lande“ an der Reihe.

Ländliche Alltagsszenen werden aufgezeigt

So heißt die 49 Bilder umfassende Grafikserie, die im Obergeschoss der Wasserburg zu sehen ist. Die Zeichnungen muss man in Ruhe auf sich wirken lassen, damit sie ihre Wirkung entfalten. Sie kommen still und subtil daher. Der Tod ist auf allen Blättern gegenwärtig, er tanzt beim Bauernfest, stellt sich als Handwerker in Positur, ist im Burghof unterwegs. Aber Beckmann zeigt solche ländlichen Alltagsszenen, die auch auf das vor-industrielle Bochum verweisen, in normalen Ansichten.

„Gedenke zu sterben“, lautet die Mahnung


Peter Beckmann mit seinen „Totentanz“-Grafiken.
Peter Beckmann mit seinen „Totentanz“-Grafiken. © Ingo Otto

Nur, dass eben die Bauersfrau und der Knecht, die Magd und die Herrschaft statt ihres persönlichen Gesichts das universelle des Todes tragen. „Memento mori“, „Gedenke zu sterben“, hieß es als Mahnung im mittelalterlichen Mönchslatein. Peter Beckmanns beklemmende, aber manchmal auch beklemmend heitere Zeichnungen erzählen davon, dass wahr bleibt, was immer schon Gewissheit war: Der Tod erhebt sich, wenn wir Menschen fallen.

Klang wird zur Zeichnung

Nebenan, im Ausstellungsraum des Kunstvereins, ist mit „Demo Tape Vision, Version #1“ eine zeitgenössische Arbeit des Berliners Jorn Ebner zu begutachten. Mit ihr setzt er fort, was im Herbst während seiner Ruhr-Residence ihren Anfang nahm. Bei einem mehrwöchigen Arbeitsaufenthalt im Revier sammelte Ebner an unterschiedlichen Orten Klangmaterial, das auf der tönende Ebene die Vielschichtigkeit der sich wandelnden Region widerspiegelt. In der Kemnader Ausstellung verdichtet sich dieses Material nun zu einer raumgreifenden Klang-Installation.

Dazu sind Zeichnungen zu sehen, die als Umschriften aus den Tonaufnahmen hervorgegangen sind; hörbare Ereignisse wurden in sichtbare Strukturen überführt. Als grafische Partituren entfalten Ebners Blätter bereits beim Anschauen große musikalische Suggestionskraft. Sie können aber in einem weiteren Schritt tatsächlich zur Grundlage eines musikalischen Geschehens werden – indem sie von Musikern live gespielt/interpretiert werden. Jorn Ebner greift hier künstlerische Verfahren an den Schnittstellen von klanglicher und visueller Kunst auf, wie sie in der Avantgarde nach 1950 erforscht und entwickelt wurden.

Info & Öffnungszeiten

Die Ausstellung von Jorn Ebner im Kunstvereinsraum und die Ausstellung „Der Tod tanzt auf dem Lande“ von Peter Beckmann sind bis zum 24. April im Haus Kemnade, An der Kemnade 10 (Hattingen), zu sehen.

Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, der Eintritt ist jeweils frei.

Über das kunsthistorische Museum informiert www.fv-hauskemnade.de