Paris. Die Kunstwelt ist im Da-Vinci-Fieber: Wenn die Kreidezeichung "La Bella Principessa" tatsächlich von Leonardo Da Vinci stammt, ist sie möglicherweise mehr als 100 Millionen Euro wert. Bisher war sie einem deutschem Künstler des 19. Jahrhunderts zugeschrieben worden.
Ein kanadischer Kunstsammler hat möglicherweise ohne es zu wissen eine bislang unbekannte Zeichnung des italienischen Renaissance-Künstlers Leonardo da Vinci gekauft. Ein Fingerabdruck auf der 24 mal 33 Zentimeter großen Kreidezeichnung ähnele sehr da Vincis Abdruck, teilte das französische Labor Lumière Technology mit. Das Labor habe den Fingerabdruck im Januar entdeckt und Da-Vinci-Fachmann Martin Kemp von der Oxford-Universität um eine Einschätzung gebeten. Der Kunsthistoriker gehe davon aus, dass das Porträt einer jungen Frau tatsächlich von dem 1519 gestorbenen Künstler stamme. Es wäre dann vermutlich etliche Millionen Euro wert.
Das Pariser Labor hatte die Zeichnung mit Hilfe der Radiokarbonmethode und Infrarottechnik untersucht und war dabei auf den Fingerabdruck eines Linkshänders gestoßen, wie da Vinci es war. Der Abdruck ähnele sehr dem eines auf einem Da-Vinci-Werk im Vatikan, sagte Laborchef Jean Penicault. Bei dem dargestellten Mädchen handelt es sich möglicherweise um die Tochter des Mailänder Fürsten Ludivico Sforza aus dem 15. Jahrhundert, wie Experte Kemp mutmaßt. Er hat das Porträt der „schönen Mailänderin“ inzwischen in „Die schöne Prinzessin“ umgetauft.
Gerichtsmediziner sieht Übereinstimmung
Der Gerichtsmediziner Peter Paul Biro, der den Fingerabdruck auf der Leinwand ebenfalls untersucht hat, sagte, nach Angaben eines Londoner Kunsthändlers wäre das Porträt um die 100 Millionen Pfund (106 Millionen Euro) wert, wenn es ein Werk Da Vincis sei. Der Fingerabdruck auf dem Bild stamme vom Zeige- oder Mittelfinger und stimme mit einem Abdruck auf dem Da-Vinci-Gemälde des Heiligen Hieronymus überein, das sich im Vatikan befindet, sagte Biro. Er habe multispektrale Aufnahmen des Porträts untersucht, die von einem Pariser Speziallabor gemacht worden seien.
„Leonardo hat seine Hände reichlich und oft als Teil seiner Maltechnik eingesetzt“, sagte Biro. „Seine Fingerabdrücke sind auf vielen seiner Werke.“ Ihm sei es gelungen, mit Hilfe der Multispektralaufnahmen einen sehr deutlichen Fingerabdruck sichtbar zu machen. Technik, Stil und Material seien ebenfalls Hinweise, dass es sich um einen echten Da Vinci handele.
Kaviar bis zum Lebensende
Die Zeichnung gehört dem in der Schweiz lebenden Kunstsammler Peter Silverman. Er hatte sie 2007 für 21.000 Dollar von der New Yorker Kunsthändlerin Kate Ganz gekauft. Damals war das Werk noch auf Anfang des 19. Jahrhunderts datiert worden. Silverman sagte, sein Schweizer Freund habe nach seinem ersten Eindruck von dem Porträt gesagt, es sehe für ihn nicht wie ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert aus. Als er 2007 das Bild selbst in der Ganz-Galerie besichtigt habe, sei ihm der Gedanke an einen Da Vinci gekommen, der ihm aber zugleich auch als weit hergeholt erschienen sei. Er habe es für seinen Schweizer Freund gekauft und dann begonnen, die Geschichte des Bildes zu erforschen.
Anfangs sei er skeptisch gewesen. Über ein Ausschlussverfahren sei er dann aber wieder auf Da Vinci zurückgekommen. Im vergangenen Jahr habe ihm der ehemalige Kurator des Getty-Museums und des Britischen Museums, Nicholas Turner, gesagt, dass es ein Da Vinci sei. Auch andere Experten hätten sich dem angeschlossen. Der Fingerabdruck sei jetzt das Tüpfelchen auf dem i, sagte er.
Silverman beschrieb den Schweizer Sammler als sehr reichen Mann, der ihm versprochen habe, ihm „Mittag- und Abendessen und Kaviar für den Rest meines Lebens zu spendieren“, falls das Gemälde jemals verkauft werde. (afp/ap)