Wuppertal. Magnet Monet - Die bundesweit erste Ausstellung zum Gesamtwerk des weltberühmten Malers Claude Monet ist von Sonntag im Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum zu bewundern. Ausgestellt sind 80 Bilder und 20 Zeichnungen des Künstlers. Das Publikum steht bereits jetzt Schlange.

Dass aus den Maler-Rebellen von einst verlässliche Kassenmagneten geworden sind, hat sich im Kunstbetrieb längst rumgesprochen: Impressionisten, das sind die optischen Aufheller. Harmonischer Augentrost, dessen Postkarten-Idyll in diesen trostlosen Tagen wie gerufen kommt. Folglich lockt der Name „Monet” mit sonnensattem Gelb ins Von der-Heydt-Museum, wo man mit 2000 gebuchten Führungen schon jetzt halbwegs entspannt dem finanziellen Risiko der Megaschau begegnen kann.

Mit 100 ausgewählten Werken des französischen Malers bietet Wuppertal nicht weniger als die erste umfassende Monet-Gesamtschau überhaupt. Kann das sein? „Es ist so”, nickt Museumschef Gerhard Finckh, der seiner Entdeckung anfangs selbst nicht traute. Sie ist dem intensiven Austausch mit dem Pariser Muse´e Marmottan Monet zu verdanken, das im Tausch gegen Wuppertaler Expressionisten gleich 30 Monets schickte. 40 Leihgeber zogen mit. Sie ließen die Schau auf spektakuläre 100 Meistwerken wachsen. Das Publikums-Interesse kennt keine Grenzen: Die Ausstellungs-Eröffnung am Sonntag muss in die Wuppertaler Stadthalle verlegt werden. Dabei ist die Marketing-Maschinerie gerade erst angelaufen. Bahnhöfe werben blumig, die Schwebebahn leuchtet gelb und der Wuppertaler Einzelhandel verteilt Seerosen-Küchlein.

Karikaturen einträglicher als Malerei

Am erstaunlichsten ist dabei, dass ein überraschungsloses Thema noch mit einem Coup auftrumpfen kann. Ist auf der Spielwiese des Impressionismus nicht längst jeder Stein dreimal umgedreht, jede Sonnenblume erforscht? Wuppertal versucht es entspannterweise gar nicht mit einer bahnbrechend-neuen Sicht auf Monets Werk, es zieht seine Anziehungskraft aus der ersten ganzheitlichen Begegnung mit dem Maler.

Die beginnt mit den frühen Karikaturen, die für Monet zunächst einträglicher sind als seine Malerei. Jahrelang bleibt er ein brotloser Künstler. Und dass gerade sein Bild den Anstoß zur Namensschöpfung Impressionismus gibt, ist zunächst: Spott! Die Kritiker, sie wollten damals keine „Impression”, sie wünschten keinen Eindruck von Landschaft, sondern Landschaft. Die Kunstgeschichte weiß heute, wie bald sich das ändern sollte.

Wozu Gegenstände?

Und so führt die Ausstellung – vorbei an duftigen Frühlings-Gärten und blühenden Tulpenfeldern, vorbei an der verregneten Belle-Ile und einer Nebel-umwaberten Kathedrale von Rouen – bald zum legendären „Getreideschober im Sonnenlicht” (1891), der Kandinsky später fragen lässt, warum man überhaupt noch Gegenstände braucht, wenn man sie so undeutlich malt: der Anfang der Abstraktion.

Es ist der berühmte „Funkensprung vom 19. Jahrhundert in die Moderne”, der die Schau ans Wasser führt. Von der Waterloo Bridge, die Monet „in Serie” bei unterschiedlichem Licht malt, geht es in die Gärten von Giverny. Als das Reisen aufhört, weil das Alter und der graue Star ihren Tribut fordern, findet Monet dort sein Malreich.

Vermächtnis an die Geschichte der Kunst

Es entstehen die legendären Seerosen-Bilder, die Ausstellung feiert sie als Claude Monets „Vermächtnis an die Geschichte der Kunst”. Zehn Gärtner sind in Giverny zeitweise im Einsatz, auf der Leinwand ist alles komponiert, kalkuliert und irgendwann doch wie losgelöst.

Plötzlich verschwimmen die Schatten der Trauerweide mit den Farbinseln auf der Wasserfläche, mündet die japanische Brücke in einen nahezu gegenstandslosen Farbklang. Die Vereinigung von Himmel und Erde, Form und Farbe, Oben und Unten.

Pure Malerei.