Lüdinghausen. Laut, lauter, Area4: In einer riesigen Staubwolke feierten die Festival-Besucher Headliner Rise Against. Die Band um Frontmann Tim McIlrath heizte die Masse so sehr an, dass der Boden im Münsterland mächtig aufgewirbelt wurde.

Die Eagles of Death Metal brachten eine hämmernde Mischung aus Boogie, Rock und Blues auf die Bühne.  Frontmann Jesse Hughes. Foto: Dirk Bauer
Die Eagles of Death Metal brachten eine hämmernde Mischung aus Boogie, Rock und Blues auf die Bühne. Frontmann Jesse Hughes. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool

Rise Against scheinen vom Publikum nicht genug zu bekommen: In drei Zugaben setzt die Band um Frontmann Tim McIlrath ihrem ohnehin grandiosen Auftritt die Krone auf. Schnell wird klar, dass die Band nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit ihren Botschaften ein Zeichen setzen will. Das zeigt sich vor allem beim melancholischen, militärkritischen Stück „Hero Of War“, zu dem McIlrath mit seiner Akustikgitarre die Zeit einen kurzen Moment still stehen lässt. Stücke vom neuen Album wechseln sich mit Klassikern wie „Prayer Of The Refugee“ und „Ready To Fall“ ab – damit treffen die Amerikaner genau den Nerv ihrer Fans.

Die hatten bereits vorher ausreichend Gelegenheit zum Austoben: Neben AFI nehmen am Samstag auch die Eagles of Death Metal die Bühne auseinander. Sänger Jesse Hughes muss sogar kurz seine Sonnenbrille abnehmen und das Panorama von tausenden begeisterten Fans in der Sonne genießen. Handfester Rock'n'Roll zum Mitgrölen – das lassen sich die Besucher gerne gefallen. Und so feiern tausende Fans die Eagles of Death Metal. Auch die Band scheint zufrieden mit dem Publikum und verneigt sich am Ende sogar.

Die Hosen können's immer noch

Zu den Höhepunkten am Freitagabend zählte der Auftritt der Toten Hosen. Und sie können es immer noch. Die großen Bühnen füllen. Eineinhalb Stunden Vollgas geben. Ein Publikum bewegen, das bei ihren ersten Hits noch den Kindergarten besucht haben muss.

Wie textsicher ihre Fans sind, testet Campino auf ganz spezielle Art und Weise. Zu „Paradies“ erfüllt sich für Kai aus Köln ein Traum: Der Hosen-Frontmann holt den Fan ans Mikrofon auf die Bühne. Und auch wenn Sänger-Praktikant Kai nicht jeden Ton trifft, honorieren die Rockfans seinen Mut mit lautem Gegröle. Campino sieht in dem Duett gar den Beginn „einer langen Freundschaft“ – ungeachtet der Tatsache, dass Kai aus der erzverfeindeten Stadt Köln kommt.

Mal hübsch die Seele aus dem Leib schreien

Den Anhängern der Düsseldorfer Punkrocker wird an diesem Abend ausreichend Gelegenheit zum Kehle aus dem Leib schreien geboten: Bei älteren Hits wie „Opel Gang“ oder „Madeleine“ schwelgt so manch einer in vergangenen Punkzeiten. Von großen Hits wie „Alles aus Liebe“ und „Strom“ bis hin zu „Pushed Again“ und „You’ll Never Walk Alone“ – die Hosen verwandeln den beschaulichen Flugplatz Borkenberge in ein wogendes Meer aus fliegenden Haaren und wild durcheinander gewirbelten Menschen.

Mehr als 20.000 Besucher sind gekommen, um bei bestem Festivalwetter Bands wie Rise Against, The Get Up Kids oder Eagles Of Death Metal zu feiern. Die Veranstalter konnten schon zu Beginn des Festivals einen Besucherrekord vermelden.

Planschbecken gegen die Hitze

Es ist heiß beim Area4. Kurze Hosen, Wasserpistolen und Sonnenbrillen bestimmen das Bild. Zur Abkühlung haben die Besucher auf dem Campingplatz Wasserrutschen aus Planen gebaut und Planschbecken aufgestellt. Es ist sowieso beachtlich, welch stattliche Ausrüstung die Gäste zu ihren Zeltplätzen geschleppt haben. Pavillons, Hängematten, Tische – die Besucher haben sich gemütlich eingerichtet. Individuell verfeinert wird die Gestaltung der Camping-Behausung durch kunstvolle Skulpturen aus leeren Bierdosen in allen erdenklichen Variationen.

Allerdings haben nicht alle Besucher so viel Freude an der kreativen Zweitverwertung ihres Mülls. Und so landen benutzter Einweggrill, angebrochenes Toastbrot und sogar Schuhe achtlos auf den Wegen um die Zelte. Becher findet man allerdings selten darunter – denn hier hatte die Initiative Viva con Agua eine Idee. Für den guten Zweck können die Besucher ihren Pfandbecher spenden. Ein Becher entspricht einem Euro für Wasserprojekte in Afrika. Und wenn Bands auf der Bühne zum Spenden aufrufen, fliegen schon mal Tausende Becher nach vorne.