Wanne-Eickulum. Mit blau-weißer Buxe nach Tremonia? Wenn das bei Obelix mal gut geht. Comedian Hennes Bender schickt Asterix und Obelix auf „Tour de Ruhr“.
Asterix kommt inne Pötte, oder besser gesagt: mal wieder in den Pott. „Tour de Ruhr“ heißt der mittlerweile dritte Ruhrdeutsch-Band unseres gallischen Lieblingskriegers und seines dicken Kumpels Obelix. Hat hier einer „dick“ gesagt? Da kriegt der „Podex abba Crangus“.
Für Hennes Bender ist es schon eine Liebesbeziehung, vielleicht bedingt durch mangelnde Körpergröße, die ihn und Asterix, den Gallier, verbindet. Denn Bender kennt die Bände, er kennt sie alle, in- und auswendig. Und so war es ihm eine Ehre, aus der „Tour de France“ eine „Tour de Ruhr“ zu machen. Und stärker noch als die beiden vorherigen Ruhr-Bände, „Zoff im Pott“ und „Asterix sein Ulligen“ von Claus Sprick und Reinhard Stratenwerth, hat sich der Komiker Bender mit einer irrwitzigen Mischung aus Detailverliebtheit und künstlerischer Freiheit daran gemacht, die beiden Helden von Wanne-Eickulum bis Duisburgum zu schicken – und wieder zurück.
Currywurst aus Oberhausia
Wir erinnern uns: Im Original will Cäsars Sonderbeauftragter Lucius Nichtsalsverdrus das Dorf der Gallier mit einer Palisade umzäunen, woraufhin Asterix wettet, eine Reise durch ganz Gallien anzutreten und aus jeder Stadt eine Spezialität zum abschließenden Festmahl mitzubringen. Aber diesmal geht’s quer durchs Ruhrgebiet: Currywurst aus Oberhausia, Döner aus Assindia, Panhas aus Duisburgum. Und, ist ja naheliegend, Datteln aus Datteln.
Obwohl Bender auf der Bühne ja Hochdeutsch spricht und den Zungenschlag der Ruhr nur manchmal aufnimmt, ist er kein unbeschriebenes Blatt: Mit „Komma lecker bei mich bei!“ hat er ein „kleines Ruhrpott-Lexikon“ verfasst, das sicherlich auch als große Qualifikation für die Aufgabe der Neuübersetzung gelten darf. „Eigentlich ist es ja eine Neusynchronisation. Ich habe mir auch das französische Original noch mal zur Brust genommen und die englische Version. Ich wollte einfach wissen: Was hat sich Goscinny jetzt dabei gedacht?“ plaudert Bender aus dem Übersetzerstübchen.
Wildschwein aus dem Kabuff
Der neue Band ermöglicht es, sich nicht nur an heimatlichen Redensarten zu ergötzen, sondern auch die ganze Geschichte mit aller Detailliebe neu zu entdecken. Denn was steht oben auf dem Zelt, wenn die Römer sich im Lazarett krankmelden wollen? „Bergmannsheil“. Wohin geht der schlitzohrige Wirt, wenn er Asterix und Obelix vergiftetes Wildschwein serviert? In die „Küche“, wie im Original? Nein, ins „Kabuff“!
Benders Ansatz funktioniert auf verschiedenen Ebenen: Als eine Sammlung ruhrgebietlerischer Redensarten und Sprücheklopfereien („Kannze erschwert von ausgehen“); als eine Hommage an die Region selbst („Crux Zähsarenberg“, „Bottropumer Cervisia“); und als eine Würdigung der begnadeten Humoristen des Reviers – denn nicht umsonst tauchen Tegt-meierix, Malmsheimerix, Gerburgia, Olmix und Tana auf. Und Grönemeyer auch, obwohl der gar nicht lustig ist. Bei einigen Namen, die auf Benders Kappe gehen, staunt man nur, dass es die nicht längst im Gallierreich gegeben hat: Appendix, Meniskus und Korruptus, alles Neuschöpfungen.
Die Sprache selbst ist sowohl lautmalerisch, als auch leicht verständlich gehalten: „Je länger ich dran gearbeitet habe, desto mehr habe ich gemerkt, dass mein Anspruch doch ziemlich hoch ist, die Sprache aus so umzusetzen, dass man es beim Lesen auch wirklich hört.“
Mit der Buxe inne Stadt
Man liest und staunt, dass etwa der Hafen von Marseille entfernte Ähnlichkeit mit dem Wasserbahnhof von Mülheimum aufweist. Oder dass Uderzo schon damals die Altstadt von Hattingia gezeichnet hat.
Bender hat die Gagdichte ungemein erhöht – und manche Pointe ergab sich aus den Zeichnungen selbst: Wenn Obelix etwa am Wegweiser nach Tremonia (Dortmund) vorbeiläuft, dann fragt er sich beim Blick auf seine blauweiße Hose ängstlich: „Hoffentlich lassen die mich mit der Buxe überhaupt inne Stadt rein!“ In dem Moment, darf man hinterherkalauern, hatte Bender wohl den Schalk(e) im Nacken.
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Goscinny/Uderzo: Asterix auf Ruhrdeutsch 3 – Tour de Ruhr. Übertragen von Hennes Bender. Egmont Ehapa, 48 Seiten. Gebunden: 12 €, Softcover: 7,50 €.
Hennes Bender liest aus Asterix auf Ruhrdeutsch 3 am 30. August, Dortmund, Westenhellweg 37-41, Mayersche Buchhandlung, 20.15 Uhr.