Düsseldorf. . Eine Rarität: meisterhaft inszeniert und musikalisch auf Spitzen-Niveau. So zeigt sich Rimski-Korsakows letzter Oper „Der goldene Hahn“ in Düsseldorf.

Goldglänzend tönt die Fanfare der Trompete, die um Aufmerksamkeit bittet, doch dann schlängelt sich eine dunkle, matte Streicherfigur in die Tiefen der Traumseligkeit. Erst allmählich gewinnt die Musik an Fahrt, das träge Motiv, das für Dekadenz und Irrealität steht, weitet sich ins Exotische. Nun regiert die Leidenschaft.

Das alles leuchtet in schönsten Orchesterfarben, stimmt ein auf die Atmosphäre von Nikolai Rimski-Korsakows letzter Oper, „Der goldene Hahn“. Doch das Stück, (1907), ist nicht nur funkelndes Märchen, sondern zugleich freche Satire auf das verlotterte, kriegsblinde Zarenreich. Die Rheinoper hat das Werk nun in Düsseldorf herausgebracht – als charmantes, pralles Theater mit teils zauberhaften, teils verstörenden Bildern.

Der Zauber ist ganz in Gold gewandet, das gilt für die herrlichen Kostüme des Astrologen, der exotischen Königin von Schemacha und des Hahns. Im Reich König Dodons hingegen (im Original „Zar“) herrscht das Grau der Apparatschiks und das eher geschmacklose Bunt der einfachen Leute vor.

Viel für Auge

Ausstatterin Ene-Liis Semper bietet viel fürs Auge, auf die Bühne hat sie zunächst einen Whirlpool gewuchtet – im Schaumbad parlieren Dodon, seine Söhne und ein General, Bier und Wodka fließen reichlich. Später entpuppt sich das Reich der sagenhaften Königin Schemacha hinter maurischem Gemäuer als Pariser Nachtclubszenerie. Die Musik wird exotisch, die Szenerie erotisch, nur dumm, dass Dodon ein verklemmter Wicht ist.

Regisseur Dmitry Bertman, der in Moskau die renommierte Helikon Oper leitet, schont diesen König nicht. Er ist eine jähzornige, eigentlich tranige Memme, dessen Reich eben der Goldene Hahn bewachen soll. Hilft nichts, Dodon muss in den (Verführungs)-Krieg, bringt Schemacha heim, Hochzeit soll sein. Doch die Stimmung kippt: Der Astrologe, der den Hahn besorgte, fordert als Belohnung die Königin, wird aber vom König erschlagen. Das magische Tier nimmt Rache. Am Ende steht das Volk ohne Herrscher da.

Gründe zum Schmunzeln

Für die russische Zensur war das zu viel, die Oper wurde erst nach Rimski-Korsakows Tod gekürzt uraufgeführt. Heute hat das Publikum eher Grund zum Schmunzeln, zumal in Düsseldorf die deutschen Übertitel in Verse gefasst sind (wie Puschkins Original) – witzige Reime, die hier und da etwas platt wirken. Umso näher ist uns die Musik, die so traumverloren wie effektvoll zugespitzt klingt.

Die Solisten sind eine Wucht

Axel Kober und die Düsseldorfer Symphoniker fokussieren gekonnt auf die Farbvielfalt der Partitur, musizieren transparent auf hohem Niveau. Eine Wucht sind die Solisten. Cornel Frey meistert die hohe Tenorpartie des Astrologen ebenso wie Eva Bodorová den Alarmrufen des Hahns märchenhafte Soprantöne leiht. Boris Statsenko singt Dodon so kraftstrotzend wie lyrisch gefühlvoll. Und Antonia Vesenina (Schemacha) glänzt mit leuchtender Koloratur, verführerischem Unterton sowie variabel schimmernden Sopranfarben.

Karten-Telefon: 0211 89 25 211