Duisburg. Das Stück ist ein Publikumsmagnet der unterhaltsamsten Kategorie. Die Deutsche Oper am Rhein spielt wieder Loriots „Der Ring an einem Abend“.
16 Stunden Wagnersche Weltuntergangsvision in so mannigfacher Ausführung: Das übersteigt alle Grenzen individueller Wahrnehmung. Wer dennoch wissen möchte, was es mit dem Raub des Rheingoldes, mit der unheilvollen Macht des goldenen Rings, mit der Geschwisterliebe, Vätern und Töchtern, mit einem furchtlosen Naturburschen und dem drohenden Weltende auf sich hat, dem sei Loriots „Ring“-Komprimat wärmstens empfohlen.
Ob Richard Wagner sich über Loriots Erläuterungen zum „Ring des Nibelungen“ amüsiert hätte? Vermutlich nicht, denn der Humor des kleinen Sachsen war eher clownesk, mitunter auch recht albern. Der aus Brandenburg stammende Cartoonist, Schriftsteller, Film- und Fernsehautor Vicco von Bülow alias Loriot dagegen wusste Geschichten pointiert und mit feinsinnigem Humor zu erzählen.
„Die Täter sind eigentlich ganz nette Leute“
So wird auch die mythisch verschachtelte Handlung des vierteiligen Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“, die Richard Wagner für die Dauer von 16 Stunden auskomponiert hat, zu einem Kabinettstück der liebevoll ironischen Menschenbeobachtung.
Denn „die Täter im gewaltigsten Drama der Musikgeschichte sind eigentlich ganz nette Leute“, denen nur eine gemeinsame Leidenschaft zum Verhängnis wird: „Sie wollen mehr besitzen, als sie sich leisten können, mehr Macht, als ihnen zusteht. In blindem, lieblosem Gewinnstreben vernichten sie sich selbst und ihre Welt“, schrieb einst Loriot. Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen, ohne Wagners Götter und Helden zu denunzieren.
Werkkundig und respektvoll widmete sich Deutschlands bekanntester Sketch-Meister, der 2011 verstorben ist, dem Wagnerschen Monumentalwerk und extrahierte aus dessen mythischem Konstrukt eine ganz menschliche Geschichte von Liebe, Neid, Herrschsucht und dem ihr Widerstand leistenden Aufbegehren, die er mit launisch-geistreichen Kommentaren begleitet. In nur drei Stunden erfährt das Publikum alles über deren Licht- und Schattenseiten und bekommt dazu die Höhepunkte der „Ring“-Teile musikalisch vollendet serviert.