Dortmund. . Der Freundeskreis des Dortmunder Museum Osthaus hat ein Ölgemälde von Heinrich Nauen zurückgekauft, das nach 1937 von den Nazis verscherbelt wurde.

Am 23. August 1937 war das Dortmunder Kunstmuseum auf einen Schlag um 11 Gemälde, 81 Grafiken, 25 Grafikmappen und 1 Skulptur ärmer – das NS-Regime konfiszierte Kunst, die in ganz Deutschland per Gesetz für „entartet“ erklärt worden war. Sie wurde von den Kunsthändlern Bernhard A. Böhmer, Karl Buchholz, Ferdinand Möller und Hildebrand Gurlitt ins Ausland verscherbelt – oder im Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt.

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Bis heute ist das Schicksal vieler Kunstwerke unbekannt, von den in Dortmund beschlagnahmten Werken kehrten lediglich drei Gemälde von Christian Rohlfs (unter anderem mit dem Ruhrtal bei Herdecke) Anfang der 50er-Jahre zurück. Bis gestern. Da übergab Klaus Fehlemann vom Freundeskreis des Museums Ostwall das breitformatige Gemälde „Sonnenblumen mit welker Kresse“ des rheinischen Expressionisten Heinrich Nauen an den Dortmunder Stadtdirektor Jörg Stüdemann, den aktuellen Dienstherrn des heutigen Museums Ostwall im Dortmunder U-Turm.

Das Bild kaufte der Freundeskreis des Museums für einen „fünfstelligen Betrag im unteren Bereich“, wie Klaus Fehlemann orakelte. Denn die als „entartet“ beschlagnahmten Werke fallen vielleicht moralisch gesehen unter den Begriff „Raubkunst“ – juristisch ist durch die Nazi-Gesetzgebung alles mit rechten Dingen zugegangen.

Unrechtmäßig entwendet

So waren Heinrich Nauens „Sonnenblumen“ bereits vor einem Jahr beim Kölner Kunstauktionshaus für einen Schätzpreis von 10.000 bis 12.000 Euro im Angebot, wurde aber dann zurückgezogen. Dass es nun wieder in einer Düsseldorfer Galerie entdeckt wurde, verdankt sich der Arbeit der Kunsthistorikerin Ulrike Gärtner. Sie ist auf der Suche nach Raubkunst – aber nicht solcher, die in Dortmund abhanden kam; sie durchforstet vielmehr den Bestand des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte auf Werke, die früher den Verfolgten des Nazi-Regimes gehört haben und ihnen unrechtmäßig entwendet wurden.

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Nauens um 1924 entstandenes Gemälde gelangte über den berühmten, im Deutschland seiner Zeit führenden Galeristen Alfred Flechtheim nach Dortmund, der vor allem Picasso und französische Kubisten im Angebot hatte, aber eben auch deutsche Künstler wie Nauen förderte. Dessen „Schwemmereiter“ hängte sich Flechtheim sogar an die heimische Wand.

In der Restaurierungs-Werkstatt behandelt

Die „Sonnenblumen mit welker Kresse“ tragen auf der Rückseite des Rahmens unten rechts bis heute die Inventar-Nummer des Dortmunder Museums („III G 33“). Das Bild ist ungewöhnlich gut erhalten, was daran liegen dürfte, dass es jahrzehntelang nicht vom Fleck bewegt wurde und mutmaßlich in einer niederrheinischen Privatwohnung hing. Dennoch wird das Gemälde derzeit in der Restaurierungs-Werkstatt des Ostwall-Museums behandelt. Seine Übergabe sollte eigentlich im Dienstzimmer des Stadtdirektors stattfinden, doch die Restauratorin Lisa Schiller stellte sich einem erneuten, unnötigen Transport in den Weg; sie wird kleine Alterssprünge („Krakelee“) bearbeiten, die leichte Verschmutzung beseitigen, die Spannung, die „naturgemäß im Laufe der Zeit nachgelassen hat“, wieder herstellen.

Ob das Bild tatsächlich erst mit dem nächsten planmäßigen Neu-Arrangement der Sammlung im Frühjahr 2017 zu sehen sein wird, steht noch dahin. Eins soll sich bis dahin allemal geändert haben: Der aktuelle, originale Rahmen, sei wenig museumstauglich, befand Freundeskreis-Chef Fehlemann: „Wir suchen noch einen Sponsor für einen neuen...“