Hattingen. . Mit Stilgefühl für rasante Grenzgänge: Der Pianist Florian Weber riss mit dem Bundesjugendjazzorchester das Publikum der „Jazzline“ des Klavierfestivals Ruhr von den Sitzen.

Magische Momente sind nicht zu planen und deshalb so kostbar. In der Gebläsehalle des Industriemuseums Henrichshütte haben das Bundes-Jugendjazzorchester unter Leitung von Jiggs Whigham und Piano-Solist Florian Weber mit der „Rhapsody in Blue“ in der originalen Orchesterfassung von 1924 den Abend ausklingen lassen wollen. Das Programm ist eigentlich „durch“.

Publikumsliebling

Da bittet der auch klassisch geschulte Weber, der zuvor die von Gershwin seinerzeit eingebauten „jazzähnlichen“ Bluesphrasen zu einem grenzenlos fantasievollen Brückenschlag zwischen Klassik, Jazz und Moderne genutzt hat, das begeisterte und so gar nicht aufbruchwillige Publikum um fünf beliebige Notenwerte.

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Was folgt, sind Sekunden der Kontemplation, ist der vorsichtige Wechsel aus Versuch und Irrtum, ist ein im Wortsinne Herantasten an das zufällige Material. Erste Strukturen werden erkennbar, mit der Sicherheit wachsen Dynamik, Tempo, wächst der Reichtum an Stilen und Spieltechniken, an Farben und Stimmungen. Aus einem zarten Trieb wird ein starker Stamm mit feinsten Verästelungen. Whigham tritt näher, lauscht versunken den Empfindungen, die Webers Improvisationen auslösen, fällt vorsichtig mit der Posaune ein, lässt sich vom Pianisten inspirieren und inspiriert wiederum diesen, bis beide zu einer gemeinsamen, universellen Sprache finden, die am Ende vom ganzen Orchester gesprochen wird.

Gelungener Abschluss eines erfüllenden Konzertabends

„Standing Ovations“, tosender Applaus zum nunmehr endgültigen Abschluss eines wunderbaren, eines erfüllenden Konzertabends, mit dem das Klavierfestival Ruhr seine diesjährige Jazzreihe eröffnet hat. Ein Abend, der nicht zuletzt eine Hommage war an den großen Orchesterleiter Kurt Edelhagen, der in den 50er- und 60er-Jahren (ab 1965 mit einem blutjungen amerikanischen Posaunisten namens Jiggs Whigham) die Handschrift des Bigband-Jazz in Deutschland so nachhaltig prägte.

Infos: www.klavierfestival.de