Hattingen. Klavierfestival Ruhr bringt das Jugendjazzorchester der Bundesrepublik in die Gebläsehalle. Nachwuchstalente begeistern das Publikum.

„Lieben Sie Jazzmusik?“, begrüßt Moderator und Leiter Jiggs Whigham Mittwochabend die Besucher des Konzerts des Jugendjazzorchesters der Bundesrepublik Deutschland mit dem Pianisten Florian Weber in der Gebläsehalle.

Voller Frische und Elan stimmen die Nachwuchstalente mit strahlenden Trompeten und mitreißendem Big Band Sound zur Klavierbegleitung von Felix Römer das Publikum mit Joe Hendersons „Inner urge“ ein. Weiche, gefühlvolle Saxofonmelodien, die verträumt vor sich hinperlen, reißen die Zuhörer in Jerry van Royens „Because I love you“ zu spontanem Applaus hin. Ein rassiger Hit im Sound der 1950er Jahre, „den guten alten Tagen, als die Luft sauber und Sex schmutzig war“, ist Julian „Cannonball“ Adderleys „Introduction to a Samba“ zur Begleitung von Trommeln und Rasseln. Mit einem stimmungsvollen Blues über einem schnellen Grundbeat schwenkt das Jugendjazzorchester in Kenny Nappers „Cry Wolf“ stilsicher auf einen ganz anderen Bereich um. Die Atmosphäre der Tanzorchester in der Nachkriegszeit lässt die Big Band in Johnny Mandels „The Shadow Of Your Smile“ wieder lebendig werden: Zu der dezent perlenden Klavierbegleitung von Felix Römer singen Eric Leuthäuser, Victor Sepulveda, Laura Totenhagen, Sabeth Pérez und Veranka Morscher diesen hingebungsvollen Love Song.

In Richard Rogers Samba „It Might As Well Be Spring“ begeistert Stargast Florian Weber mit seinem gefühlvollen und doch sehr transparenten Spiel voll unaufdringlicher Präsenz und Intensität Jung und Alt: Wie sich aus einzelnen Tönen, die wie eine Welt für sich stehen, langsam eine traumverhangene Melodie herauskristallisiert und in subtilsten Nuancen entfaltet, zeigt die unverwechselbare Handschrift dieses jungen Ausnahmepianisten. Dizzie Gillespies „A Night in Tunesia“ fasziniert; die Gesangsgruppe stellt mit dem Song „If you have been looking for heaven“ und einem klangschönen Sopransolo, das unter die Haut geht, einen aparten Kontrast zu dem Orchester dar, das mit Spielfreude heißen Jazz zum Erlebnis macht. „Ich bin so stolz auf diese jungen Leute – keiner ist älter als 24, außer mir natürlich,“ kommentiert Jiggs Whigham die Interpretation. Zu den Höhepunkten des Abends gehört George Gershwins „Rhapsody in Blue“: Kammermusikalische Intimität im Wechsel mit spontan-eruptiven Ausbrüchen charakterisiert dieses plastische lautmalerische Panorama, in dem Florian Weber in einer selbstvergessenen Klavierballade mit beschwörender Eindringlichkeit eine Geschichte ohne Worte erzählt.