Duisburg. . Nicht unbedingt durch Sensibilität hat der Finne Olli Mustonen beim Klavierfestival Ruhr 2015 geglänzt. Gefeiert hat ihn das Publikum in dennoch.

Olli Mustonen, als Pianist, Komponist und Dirigent ein Aushängeschild Finnlands, bediente das aktuelle Motto des Klavierfestivals Ruhr in der fast voll besetzten Gebläsehalle des Duisburger Landschaftsparks mit „Nordischen Tönen“ in Hülle und Fülle. Gleich zum Auftritt überraschte der Allroundmusiker mit zehn hierzulande wenig bekannten Klavierstücken op. 58 der finnischen Ikone Jean Sibelius aus dem Jahr 1909, die zeigen, wie intensiv sich Sibelius mit der vielfältigen Musikszene des frühen 20. Jahrhunderts aus­ein­ander­gesetzt hat.

Einflüsse von Debussy, Skrjabin und Schönberg animierten den Meister zu äußerst originellen Klangstudien, deren Kühnheiten Mustonen mit prägnantem Ton und unterkühlter Präzision freilegte.

Fröstelnd kühle Töne aus dem hohen Norden

Überraschend, dass sich der Pianist in seiner eigenen Komposition, der dem Sänger Jehkin Iivana gewidmeten Klaviersonate Nr. 1 aus dem Jahr 2005, stilistisch kaum weiter vorwagt als Sibelius in seinen Miniaturen. Unter Mustonens Händen erstehen herbe, emotional distanzierte Klanglandschaften, fröstelnd kühle Töne aus dem hohen Norden.

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Problematisch wirkt sich dieser Ansatz in der charmanteren Ballade g-Moll op. 24 von Edward Grieg aus. Ein ausladender Variationszyklus, der sich durch den ex­trem harten Anschlag Mustonens und den Verzicht auf weiche Legato-Linien enttäuschend hölzern präsentierte. Dass der 47-jährige Pianist die Begleitstimmen oft deutlich feiner ausführt als die Melodiestimmen, verstärkt diesen bedenklichen Eindruck.

Auf Anschlagskultur kann man in den „Kriegssonaten“ Sergej Prokofieffs getrost verzichten. Und so erhämmerte sich Mustonen mit einer maschinenhaft präzisen Interpretation der 6. Sonate in A-Dur zum Abschluss Begeisterungsstürme, die über die weitgehend unsensible Tonbildung des Pianisten nicht hinwegtäuschen können.